Wildtier Stiftung vergibt Forschungspreis für eine Studie zur Anpassung der Tiere an Siedlungsräume

Hamburg. Wie passen sich Igel an ein Stadtleben an? Diese Frage will die Hamburger Zoologin Dr. Lisa Warnecke mit einer zweijährigen Studie klären und dabei vor allem den Winterschlaf der Tiere untersuchen. Für ihr Projekt erhält sie am heutigen Dienstag den mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung.

„Ich habe mir ein Tier ausgesucht, das jeder kennt und von dem dennoch wenig Kenntnisse zu seinem Winterschlafverhalten vorhanden sind“, sagt die 35-Jährige, die in Greifswald und Frankfurt studierte und in Armidale (Australien) zum Winterschlaf zweier Beuteltierarten promovierte. Nun nimmt sie sich die heimischen Stacheltiere vor, die in Städten offenbar gut zurechtkommen. Französische Forscherinnen hatten 2011 eine Untersuchung veröffentlicht, nach der in einem urbanen Gebiet im Nordosten Frankreichs etwa neunmal so viele Igel leben wie in einer ländlichen Vergleichsregion.

Das Team verglich das Nahrungsangebot von Stadt und Land, stellte aber fest, dass die Unterschiede zu gering sind, um die Abweichungen der Igel-Dichten allein zu erklären. Vielmehr profitieren die urbanen Igel offenbar von weiteren Faktoren, etwa die größere Distanz zu einem Hauptfeind, dem Dachs, und vom wärmeren Stadtklima. Letzteres könnte dazu führen, dass mehr Igel den Winter überleben.

Das winterliche Energiemanagement spielt eine Schlüsselrolle beim Überleben – die effektivste Sparmaßnahme ist der Wechsel der Körpertemperatur. „Alle Winterschläfer haben in gewissen Abständen Aufwärmphasen. Ich möchte untersuchen, wie viele Aufwärmphasen die Igel haben und ob es dabei Unterschiede gibt zwischen urbanen und unbebauten Gebieten.“

Zehn Stadt- und zehn Land-Igel möchte Warnecke von Sommer an und über den kommenden Winter wissenschaftlich begleiten. Sie sollen temperaturempfindliche Sender tragen, die alle zehn Minuten die Körpertemperatur registrieren. Wenn die Hamburger Ethikkommission für Tierversuche grünes Licht gibt, will Warnecke in städtischen Parks Käfigfallen aufstellen und ihre Untersuchungsobjekte mit den Messinstrumenten ausstatten. Als ländlicher Raum dient der Klövensteen. „In dem Waldgebiet stehen keine Gebäude, und es wird nicht zugefüttert.“

Vermutlich werden sich Unterschiede zwischen den Stadt- und den Waldbewohnern herauskristallisieren, hofft Warnecke. Daran ist auch die Deutsche Wildtier Stiftung interessiert. Sie erwartet sich Hinweise darauf, warum einige winterschlafende Wildtiere wie Igel in Siedlungen erfolgreich sind, während andere auf ungestörte Lebensräume angewiesen sind.