Berlin. Die in Deutschland für den Naturschutz zuständigen Bundesländer tun nicht genug zum Erhalt von artenreichen Wiesen und deren Bewohnern und verstoßen dadurch gegen EU-Gesetze. Zu dieser Einschätzung kommt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und reichte bei der EU-Kommission Beschwerde ein. Er stützt sich auch auf die „Daten zur Lage der Natur“, die das Bundesamt für Naturschutz kürzlich der Öffentlichkeit präsentierte.

Daraus ging hervor, dass blumen- und artenreiche Wiesen, wie sie noch vor Jahrzehnten verbreitet waren, inzwischen in ganz Deutschland „in keinem günstigen Zustand“ mehr sind, also ihre ökologischen Funktionen nahezu eingebüßt haben. Darunter leiden zum Beispiel Wiesenvögel wie Kiebitz, Uferschnepfe und Bekassine, deren Bestände nach Nabu-Angaben in den vergangenen 25 Jahren um rund 75 Prozent gesunken sind. „In der Agrarlandschaft hat sich die Anzahl der Vögel über die letzten 30 Jahre halbiert“, steht dazu in dem staatlichen Zustandsbericht. Demnach gehen die meisten Vogelarten, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, wegen der intensiven Landwirtschaft weiter im Bestand zurück. Auch Insekten wie Bienen und Schmetterlinge leiden: Schädlingsgifte töten nicht nur Schädlinge, Unkrautvernichter (Herbizide) eliminieren blühende Wildkräuter. Wachsen mangels Futterangebot weniger Insekten heran, fehlen diese ihrerseits als Vogelfutter, etwa für Rebhuhn und Feldlerche.

Der Nabu hofft, dass Bund und Länder aktiv werden und artenreiches Grünland mit speziellen Programmen stärker und gezielter fördern. Ein Verfahren beim Europäischen Gerichtshof aufgrund der EU-Beschwerde sei „nur die letzte Wahl“, um die Vollzugsdefizite der Länder zu beheben.