Der Sternenhimmel über Hamburg im April

Hamburg. Zu Monatsbeginn schmückt eine wunderschöne Mondsichel den Abendhimmel. Und hoch darüber steht der Planet Jupiter, ein heller Lichtpunkt, der alle Sterne an Helligkeit übertrifft. Schon kurz nach Sonnenuntergang fällt er uns auf. Jupiter, der König der Planeten, beherrscht die erste Nachthälfte. Zunächst steht er noch hoch über dem Südwesthorizont. Bis Mitternacht sinkt er Richtung Nordwesthorizont. Der zunehmende Mond rückt Abend für Abend immer näher an Jupiter heran, bis er schließlich am 7. April als Halbmond links neben ihm steht.

Unterhalb von Jupiter leuchten die Sterne des Winters, darunter Sirius und die Sterne des Orions. Nur noch bis zum Monatsende sind sie abends nahe dem Westhorizont zu sehen. Dann verschwinden sie endgültig im Glanz der Sonne und tauchen erst im September wieder am Morgenhimmel auf.

Mit dem Sternchen Alcor, Reiterlein, lässt sich die Sehschärfe testen

Hoch über unseren Köpfen sind spätabends die sieben Sterne des Großen Wagens leicht auszumachen. Der mittlere Stern der Wagendeichsel heißt Mizar. Knapp daneben steht ein kleines Sternchen: Alcor, das Reiterlein. Er wird auch „Augenprüfer“ genannt, denn er kann uns helfen, unsere Sehschärfe zu testen. Mizar ist 78, Alcor 81 Lichtjahre entfernt – die anscheinend so nah beieinander stehenden Sterne trennen also drei Lichtjahre. Das sind 30 Billionen Kilometer ...

Es ist typisch für den Frühling, dass nun abends der Große Bär und dessen sieben helle Wagensterne hoch über uns stehen. Die Rückwand des Wagenkastens führt uns dabei nicht nur zum Polarstern, wenn wir sie etwa fünfmal nordwärts verlängern: In die gegenüberliegende Richtung, südwärts verlängert, zeigen sie uns ein lang gestrecktes Sternenviereck, das den Körper des Löwen markiert. Der Löwe ist ein typisches Frühlingssternbild, das nun abends hoch im Süden zu finden ist.

Verlängern wir den Bogen der Deichsel des Großen Wagens, so führt er uns zum hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter – der Sage nach treibt er den Großen Bären vor sich her. Ziehen wir diesen Deichselbogen noch weiter nach Südosten, so treffen wir auf Spica (Hauptstern des Tierkreissternbildes Jungfrau) und auf den noch viel heller leuchtenden Planeten Mars, der knapp darüber steht. Mars und Spica sind ein eindrucksvolles Paar: Mars leuchtet in einem ruhigen gelb-orangen Licht, Spica dagegen funkelt und flackert bläulich-weiß. Die Färbung von Spica ist ein Indiz der hohen Temperatur dieser fernen Sonne. Spica ist immerhin 260 Lichtjahre von uns entfernt und glüht mit einer Temperatur von mehr als 22.000 Grad. Sie leuchtet 13.000-mal stärker als die Sonne. Eigentlich besteht Spica aus zwei Sonnen, die einander eng umkreisen, aber das ist mit bloßem Auge nicht sichtbar.

Mars erreicht die exakte Gegenüberstellung (Opposition) zur Sonne am 8. April. Unsere Erde überholt in diesem Monat den Planeten, der außerhalb der Erdbahn und daher langsamer um die Sonne zieht. Nur alle zwei Jahre und zwei Monate kommt es zu so einer Begegnung. Den geringsten Abstand zu Mars erreichen wir allerdings erst am 14. April, denn die Planetenbahnen sind keine exakten Kreise, sondern Ellipsen. Unsere Erde entfernt sich gerade von der Sonne, Mars rückt näher heran. Mit 92,4 Millionen Kilometer bleibt er recht weit von uns entfernt. Erst 2018 wird es wieder eine sehr nahe Begegnung unserer Erde mit Mars geben. Aber so schlecht ist unser jetziges Rendezvous gar nicht: Mars ist uns so nahe und wird so hell, wie er seit dem Dezember 2007 nicht mehr war.

Damit ist er sogar heller als Sirius, der hellste Fixstern am Nachthimmel, den wir abends gerade noch im Südwesten erkennen. Nur Jupiter übertrifft Mars jetzt an Helligkeit. Mars ist ein kleiner Planet, nur etwa halb so groß wie unsere Erde. Seine rötliche Färbung wird durch seine eisenoxidhaltige Oberfläche verursacht, sie reflektiert den rötlichen Teil des einfallenden Sonnenlichts stärker. Man braucht schon ein Fernrohr, um auf Mars Oberflächendetails zu sehen. Ab etwa 70-facher Vergrößerung zeigt sich seine eisige, weiße nördliche Polkappe, die im beginnenden Marssommer dahinschwindet.

Mit bloßem Auge kann man die Bewegung des Mars relativ zu Spica gut verfolgen: Während wir auf unserer schnelleren Erde an Mars vorbeiziehen, bleibt der rote Planet zurück, scheint sich daher rückwärts zu bewegen.

Am Tag des Mars-Rendezvous am 14. April tritt unser Mond genau zwischen Mars und Spica – ein prächtiger Anblick. Nur wenige Stunden später ist dann der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn erreicht, der „Ostervollmond“. Traditionell feiern wir am Sonntag danach das Osterfest. Der Ostervollmond zieht sogar durch den Schatten unserer Erde. Leider ist er dann bei uns längst untergegangen, und so ist diese totale Mondfinsternis nur vom Westen Amerikas bis nach Australien zu sehen.

Im Nordosten zeigen sich die ersten Anzeichen des Sommers: Das ausgedehnte Sternbild Herkules folgt dem Bärenhüter, und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks, Wega und Deneb, machen sich bemerkbar, allerdings vor Mitternacht nur recht horizontnah. Erst in der zweiten Nachthälfte prägen die Sterne des Sommers den Himmel: Das vollständige Sommerdreieck ist dann zu sehen und im Süden der Skorpion, der nach der Waage als nächstes Tierkreissternbild im Südosten aufgeht.

Eigentlich ist der April auch ein guter Monat, um nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Der Meteorschauer der Lyriden erreicht am 22. April sein Maximum. Frühmorgens, vor Beginn der Morgendämmerung, wäre die beste Beobachtungszeit, um die Leuchtspuren der verglühenden Staubkörnchen zu sehen. Aber leider stört dann der abnehmende Mond. Vielleicht sind zumindest einige Meteore hell genug.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter www.abendblatt.de/sterne