In einem Kurs an der Asklepios Klinik Barmbek erläuterten Ärzte, was im Notfall zu tun ist

Hamburg. Dr. Mortimer Coley klatscht im Takt. „Das ist der Rhythmus – etwa hundertmal pro Minute müssen Sie auf den Brustkorb drücken“, weist der Arzt die 16 Abendblatt-Leser an, die eine Teilnahme an dem Wiederbelebungskurs an der Asklepios Klinik Barmbek gewonnen haben.

„Wenn es knackt, sind ein paar Rippen gebrochen, das ist aber nicht schlimm“, sagt Coley. Der Assistenzarzt versucht, den Teilnehmern ihre Hemmungen zu nehmen. „Laien können bei der Herzdruckmassage nichts falsch machen. Ob man zwei Zentimeter zu hoch oder zu niedrig drücken, ist nicht entscheidend.“

Die Kursteilnehmer hocken vor ihren aufblasbaren Puppen auf dem Boden. Einer von ihnen ist Rolf Karstens. „Vor zwanzig Jahren habe ich zuletzt einen Erste-Hilfe-Kurs besucht“, sagt der Rentner und holt zum Beweis einen gelblich verfärbten Zettel aus seinem Portemonnaie, auf dem die Sofort-Hilfe-Maßnahmen bildlich dargestellt sind. Damals galt noch: 15-mal drücken, zwei Mal beatmen.

Alle fünf Jahre aktualisieren ERC (European Resuscitation Council) und AHA (American Heart Association) die Richtlinien zur Herz-Lungen-Wiederbelebung; 2010 gab es die letzte Neuerung. Seitdem gilt: 30-mal pressen, zweimal beatmen. „Wer das ekelig findet oder Angst hat, bei der Mund-zu-Mund-Beatmung etwas falsch zu machen, kann das Beatmen weglassen“, sagt Coley. Wichtiger sei die Herzmassage. Bevor man mit der Reanimation beginnt, sei es wichtig, den Rettungsdienst zu verständigen. In Deutschland brauche dieser im Schnitt zwölf Minuten. Doch so lange sollten Menschen vor Ort nicht warten: Bereits nach etwa drei Minuten beginnen die Hirnzellen abzusterben. Deshalb seien Betroffene auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen, sagt Assistenzarzt Moritz Hagedorn. „Egal wie gut die weitere Versorgung ist – der Erste vor Ort ist immer der Wichtigste. Wenn ein Herz in den ersten Minuten des Stillstands nicht oder nicht ausreichend reanimiert wurde, können die Schäden durch spätere Maßnahmen nicht kompensiert werden.“

„In Deutschland werden etwa 50.000 Menschen im Jahr außerhalb von Krankenhäusern reanimiert, nur jeder Zehnte von ihnen verlässt die Klinik lebend“, sagt Dr. Coley. „Durch flächendeckende Wiederbelebungskurse wollen wir in Zukunft mindestens 10.000 Patienten retten.“

Aktionstag: Am Sonnabend, 29.3., finden in vielen Hamburger Einkaufszentren und am Flughafen Mitmachaktionen unter anderem zum Thema Erste Hilfe statt. Info: www.hamburg.de/rettet-leben/