Hamburg. Ließe sich die Aktivität einzelner Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn gezielt dämpfen, könnte man so womöglich Störungen behandeln, die etwa bei einem epileptischen Anfall auftreten, wenn sich viele übererregte Nervenzellen gleichzeitig entladen. Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Humboldt-Universität Berlinhabennun ein Verfahren entwickelt, mit dem es zumindest in Versuchen mit Rattenzellen möglich ist, Nervenzellen „auszuschalten“ – und zwar mithilfe von Licht.

Wie das Team um Thomas Oertner und Peter Hegemann im Fachjournal „Science“ berichtet, veränderten sie zunächst den genetischen Code eines Proteins, das für die elektrische Funktion von Neuronen zuständig ist. Durch die Manipulation wurde aus dem eigentlich aktivierend wirkenden Protein ein hemmendes, erläutert Thomas Oertner. Das Protein erzeuge Poren in der Membran der Nervenzelle. Wenn diese geschlossen seien, breite sich die elektrische Erregung ganz normal über die Nervenzelle aus; seien die Poren hingegen geöffnet, werde dies verhindert. In ihren Zellversuchen hätten sie nachweisen können, dass sich die Poren durch einen kurzen Lichtreiz öffnen ließen, wodurch die Nervenzelle blockiert werde.

In einem nächsten Schritt müsste erprobt werden, ob der „Schalter“ auch in Tierversuchen funktioniert. Bis zu klinischen Studien mit Menschen könnte es viele Jahre dauern. Geklärt werden müsste dann auch, mit welcher Technik sich Hirnregionen mit Licht behandeln ließen. Denkbar sei etwa, eine extrem dünne, lichtleitende Faser zu implantieren, sagt Oertner.