Bremer Forscher definiert Haben, Lieben und Sein als „Dreieck des Wohlbefindens“

Bremen. Immer noch mehr Geld und Wohlstand bedeuten nach Auffassung von Experten nicht unbedingt noch mehr Glück und Wohlbefinden. Bei höheren Einkommen steige das Glücksempfinden langsamer und irgendwann gar nicht mehr, sagte der Bremer Soziologe und Glücksforscher Jan Delhey: „Ökonomen sprechen in diesem Zusammenhang von einem abnehmenden Grenznutzen.“ Nach seinen Studien spielt sich das persönliche Glück in einem „Dreieck des Wohlbefindens“ ab. „Wobei man in keinem Bereich spitze sein muss – beim Glück geht es nicht um Höchstleistung.“

Das Streben nach Glück sei ein grundlegendes menschliches Ziel, heißt es in der Uno-Resolution zum internationalen Tag des Glücks am 20. März. Delhey zufolge spielen dabei die Faktoren Haben, Lieben und Sein im „Dreieck des Wohlbefindens“ eine entscheidende Rolle: „Das Haben sind die materiellen Lebensbedingungen, das Lieben meint Partnerschaft und soziale Beziehungen, das Sein umschreibt das, was wir mit unserem Leben anfangen, wie aktiv wir sind, welche Ziele wir haben.“

Alle drei Säulen seien wichtig. Wenn ein Bereich wegbreche, sei es schwer, mit seinem Leben zufrieden und glücklich zu sein, betonte der Soziologe, der an der privaten Bremer Jacobs University forscht: „Ein Millionär kann sich alles leisten. Aber wenn er isoliert ist und sich einsam fühlt, wird er nicht glücklich sein.“

Allgemein übersetze sich die Zufriedenheit mit dem Einkommen insbesondere in Westeuropa stark in eine allgemeine Lebenszufriedenheit, erläuterte Delhey und fügte hinzu: „Die Bedeutung des Einkommens schwächt sich ab, wenn man in die reicheren Gesellschaften geht.“ Doch auch dort mindere soziale Ungleichheit das Vertrauen in die Gesellschaft und steigere die Angst vor Geringschätzung durch die Mitmenschen. Beide Mechanismen hätten eine negative Wirkung auf das persönliche Wohlbefinden.

„Aber wenn alles gut läuft, wird das Soziale, wird die Frage nach dem Sinn des Lebens wichtiger für die Leute“, sagte Delhey. Der soziale Zusammenhalt sei deshalb ein wichtiger Faktor für das Glück einer Gesellschaft in Europa, „stärker als eine reine Gleichverteilung von Einkommen und Ressourcen“.

Eine Reihe von Studien zeigten, dass Gesellschaften mit einem hohen sozialen Potenzial auch ein deutlich höheres Glücksniveau aufweisen: „Das ist ein sogenannter Regenmachereffekt für alle: Die einen sind glücklich, weil sie sich sinnvoll für Menschen engagieren, die anderen, weil sie etwas empfangen“, erläutert Delhey.