Berlin. Die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner haben möglicherweise bis zu 10.000 Jahre lang auf einer später im Meer versunkenen Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska gelebt, bevor sie sich in Nordamerika ausbreiteten. Diese schon seit Längerem existierende Theorie wurde jetzt durch die Analyse von Fossilien untermauert, wie das US-Fachmagazin „Science“ berichtet. Die Vorfahren der Indianer überlebten demnach auf der Beringbrücke die jüngste Eiszeit – die Fossilienfunde zeigen, dass dort ein relativ mildes Klima herrschte.

Forscher an den Universitäten der US-Bundesstaaten Colorado und Utah sowie des Royal Holloway College an der University of London hatten Fossilien von Pflanzen und Insekten untersucht, die aus dem Sediment der Beringbrücke stammen. Diese liegt heute 50 bis 60 Meter unter der Meeresoberfläche. Die Analyse von Käfer-Fossilien habe gezeigt, dass die Temperaturen während der jüngsten Eiszeit vor rund 27.000 bis 20.000 Jahren auf der Landbrücke nur wenig kühler waren, als sie es heute in der Region sind, berichten die Forscher. Zudem ergab die Analyse, dass die Beringbrücke damals von einer Tundra-Vegetation aus Gestrüpp und einigen Baumarten bewachsen war. Sie habe den Ahnen der amerikanischen Ureinwohner, die aus Asien kamen, das Überleben ermöglicht.

Viele Archäologen nehmen an, dass die ersten Menschen den amerikanischen Kontinent vor etwa 15.000 Jahren erreichten, als das Abschmelzen von Gletschern Landwege in den Kontinent frei machte. Die Vorfahren der Indianer waren vor etwa 25.000 Jahren aus Asien losgezogen. Die Theorie, dass sie bis zu 10.000 Jahre auf der Beringbrücke verbrachten, füllt die zeitliche Lücke zwischen ihrem Aufbruch und der Ankunft in Amerika.