Der Sternenhimmel im März

Hamburg. Am 20. März um 17.57 Uhr Mitteleuropäischer Zeit kreuzt die Sonne im Frühlingspunkt die Äquatorebene unserer Erde nordwärts. Mit dieser Tag- und Nachtgleiche beginnt auf der Nordhalbkugel der Erde der Frühling und bereits am 30.März, dem letzten Sonntag des Monats, werden zur vermeintlich besseren Ausnutzung des zunehmenden Tageslichts die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt – die Sommerzeit beginnt.

Sommerlich ist der Anblick des Sternenhimmels allerdings noch nicht; allenfalls nach Mitternacht zeigen sich die ersten Anzeichen. Zu Beginn der Nacht sind sogar noch die typischen Wintersternbilder zu sehen. Die hellen Sterne des Winters sind nur noch in der ersten Nachthälfte gut sichtbar.

Bei Anbruch der Nacht hat der Himmelsjäger Orion, das zentrale Sternbild des Winters, bereits die Himmelsmitte durchwandert und ist zum Westhorizont gerückt – gefolgt von Sirius, dem hellsten Stern an unserem Nachthimmel. Gegen 22 Uhr finden wir die Wintersterne in einem halbhohen Bogen von Südwesten nach Nordwesten. Am höchsten über der Westrichtung zeigen sich dabei die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux.

Knapp darunter leuchtet heller als alle Sterne der Planet Jupiter. Der Riesenplanet ist schon in der Dämmerung hoch am Himmel zu sehen und bleibt noch bis weit nach Mitternacht über dem Westhorizont. Jupiter beendet seine rückläufige Bewegung im Sternbild Zwillinge, denn unsere Erde hat den Planeten hinter sich gelassen. Er hält von der Erde aus gesehen inne und bewegt sich nach diesem „Stillstand“ am 6.März wieder ostwärts durch das Sternbild. Am 11.März hat er dabei seine nördlichste Position im Tierkreis erreicht und beginnt nun Richtung Sternbild Krebs seinen Abstieg. Erst nach einem Umlauf im Jahre 2026 werden wir ihn wieder so weit nördlich im Tierkreis finden.

Unterhalb von Jupiter funkeln die bereits bekannten Sterne des Orions. Auffällig ist dabei, dass die drei markanten Gürtelsterne am späten Abend auf gleicher Höhe stehen, parallel zum Horizont im Westen. Links davon im Südwesten Sirius und rechts davon – auf gleicher Höhe – das rötliche Auge des Stiers, der Stern Aldebaran. Gegen Mitternacht sinken diese Wintersterne bereits unter den Westhorizont.

Schön anzuschauen ist in dieser Himmelsgegend der abendliche Lauf des zunehmenden Mondes: Am 7.März zieht der Halbmond im Stier knapp an Aldebaran vorbei und segelt weiter Richtung Jupiter, an dem er am 10.März südlich vorbeiwandert.

Immer rundlicher wird der Mond dann bis zur Monatsmitte. Am 12.März zieht er durch das unscheinbare Sternbild Krebs und wechselt am Abend des 13.März in das Frühlingssternbild Löwe. Ein großes Sternentrapez markiert den Körper und eine sichelförmige Sterngruppe stellt den Kopf und die Mähne des Löwen dar. Dort leuchtet als hellster Stern Regulus.

In der Nacht vom 14. auf den 15.März steht unser Mond südlich dieses Frühlingssterns – sogar so weit südlich von ihm, dass er in das südlicher gelegene Sternbild Sextant eintaucht. Für einige Stunden läuft der Mond auf seiner geneigten Bahn somit außerhalb des klassischen Tierkreises.

Der Sextant ist ein neuzeitliches Sternbild, das 1690 von dem Danziger Astronomen Hevelius eingeführt wurde. Der Sextant ist ein Messinstrument, das bei Seefahrern in Gebrauch war. Die Bezeichnung kommt von dem Geräterahmen, der einen Kreissektor von etwa 60 Grad – also ein Sechstel eines Kreises – darstellt. Sextanten kann man fast als eine Art „Lebensversicherung“ für die Schiffsbesatzung ansehen, denn mittels dieser optischen Messinstrumente konnte insbesondere die Höhe eines Gestirns über dem Horizont genau bestimmt werden und daraus dann die geografische Breite und Länge der Schiffsposition – sofern man eine genau gehende Uhr an Bord hatte.

Auch wenn man heutzutage GPS-Satelliten als künstliche Navigationssterne einsetzt – die Wertschätzung des Sextanten fand ihren bleibenden Ausdruck in der Namensgebung der kleinen Himmelsregion, die wir südlich von Regulus nun vor uns haben und die auch der Mond zur Monatsmitte besucht: eben das Sternbild Sextant – allerdings nur für eine Nacht, dann ist er bereits weitergezogen in das Tierkreissternbild Jungfrau.

Am 16.März leuchtet er im ausgedehnten Sternbild Jungfrau als runder Vollmond die ganze Nacht am Himmel. Neben dem Löwen ist die Jungfrau das Frühlingssternbild schlechthin. Hellster Stern ist dort die Spica, die am späten Abend über dem Südosthorizont funkelt. Spica ist eine bläulich-weiß glühende Gaskugel – eine ferne, heiße Sonne, deren Licht 260 Jahre zu uns unterwegs ist.

Als Wegweiser zu Spica können wir die 7 Sterne des „Großen Wagen“ verwenden. Wir finden sie hoch über unseren Köpfen. Verlängern wir den Bogen der Wagendeichsel, so führt er uns zuerst zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter (lateinisch: „Bootes“) und weiter zu Spica.

Neben Spica fällt ein noch hellerer Lichtpunkt auf, der nicht in die Konstellation der Sterne der Jungfrau passt – es ist auch kein Fixstern, sondern ein Wanderstern: der Planet Mars. Er leuchtet viel heller als Spica und heller als Arktur – und seine Helligkeit legt im Laufe des März deutlich zu, denn wir nähern uns dem Planeten. Am Monatsende ist er so hell wie Sirius und nur Jupiter leuchtet abends heller.

Mars fällt auch durch seinen Farbkontrast zu Spica auf. In Horizontnähe wirkt seine gelb-orange Färbung tatsächlich rötlich. Mars steuert auf seinen großen Auftritt im April zu. Dann wird unsere Erde ihn in 92 Millionen Kilometer Entfernung überholen. Am 1.März wird Mars im Sternbild Jungfrau stationär und setzt zu seiner Oppositionsschleife an. Rückläufig wird er sich immer näher an Spica heranpirschen und am Monatsende fünf Grad nördlich von ihr zu finden sein. Mars geht zusammen mit Spica immer früher auf – am Monatsende bereits vor 21 Uhr.

Den prächtigsten Himmelsanblick können wir wohl kurz nach Mitternacht genießen. Dann steht Mars schon fast im Süden, etwa in gleicher Höhe wie die Zwillingssterne Kastor und Pollux mit Jupiter im Nordwesten. Und weiter „links“ von Mars und Spica leuchtet im Südosten der ferne Planet Saturn im Sternbild Waage. Der Ringplanet Saturn taucht erst spätabends am Himmel auf. Nur zwei Tage nach Mars wird auch er stationär und beginnt ebenfalls seine Rückwärtsbewegung im Tierkreis.

Die mitternächtlichen Stunden mit Mars und Saturn werden im März noch verschönt durch den Mond, wenn er nach der Vollmondstellung an den beiden Planeten vorbeiwandert: In der Nacht vom 18. auf den 19.März erleben wir ein prächtiges Trio aus Mars, Mond und Spica, das spät in der Nacht leuchtet. Und nur zwei Nächte später, in der ersten Frühlingsnacht, steht der abnehmende Mond um Mitternacht nahe Saturn. Gegen vier Uhr morgens steht Mond-Saturn dann im Süden.

Warten wir bis zum Beginn der Morgendämmerung, so taucht zum großen Finale noch der strahlend helle Planet Venus als Morgenstern am Südosthorizont auf. Venus erreicht am 22.März mit einem Winkelabstand von fast 47 Grad ihre größte westliche Elongation zur Sonne. Im Fernrohr zeigt sie sich als zunehmende „Halbvenus“, denn wir blicken von außen auf die Venusbahn und sehen quasi seitlich auf die von der Sonne beleuchtete Tagseite. Venus wandert vom Schützen in den Steinbock und in das Sternbild Wassermann. Sie steht damit im Tierkreis viel südlicher als die Sonne und ist erst nach 5 Uhr morgens zu sehen – am besten etwa eine Dreiviertelstunde vor Sonnenaufgang. Der noch sonnennähere Planet Merkur verbirgt sich in diesem Monat ganz – er schafft es nicht, sich aus dem Glanz der Sonne zu lösen.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast im Internet heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne