Hamburg. Es droht Unheil, glaubt man einigen Medienberichten: „Wenn Smartphone-Fans seelenlose Zombies werden“, war etwa ein Artikel überschrieben, in dem es um Gefahren einer exzessiven Internetnutzung ging. Tatsächlich bauen Warnungen vor dem Suchtpotenzial von Smartphones vor allem auf Vermutungen auf. Zwar gehen Experten davon aus, dass die Internetnutzung mit diesen Geräten krankhafte Züge annehmen kann, doch noch ist das Thema unzureichend erforscht. Internetsucht ist bisher nicht als Krankheit anerkannt, im Gegensatz zu stofflichen Abhängigkeiten wie Alkoholsucht.

In Studien sind bisher oft verschiedene Nutzungsformen zugleich erfasst worden, etwa in der repräsentativen PINTA-Studie, die 2011 von Forschern aus Lübeck und Greifswald durchgeführt wurde. Sie hatten 15.000 Menschen zu deren Internet- und Computerspielnutzung befragt. Ob sie die Befragten als „süchtig“ einstuften, entschieden die Forscher anhand mehrerer Merkmale: Abhängig seien etwa Menschen, die fast nur noch in der virtuellen Welt des Netzes lebten und die Kontrolle darüber verloren hätten, wie viel Zeit sie online seien. Dies treffe wohl auf etwa ein Prozent der 14- bis 64-jährigen in Deutschland zu, also etwa 560.000 Menschen, so die Forscher.

„Das ist eine bedeutende Zahl, zeigt aber, dass es sich – bezogen auf die Gesamtheit der deutschen Internetnutzer – nicht um ein Massenphänomen handelt“, sagt Leonard Reinecke, Medienpsychologe an der Uni Mainz. Auch Thomas Hillemacher, Leiter des Bereichs Suchtmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover glaubt, dass „für die meisten Menschen der Umgang mit modernen Medien unproblematisch ist“. Beide Forscher mahnen aber, man dürfe das Risiko nicht unterschätzen. Einen Ratgeber für Eltern bietet die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen an. Die Broschüre „Neue Medien = Neue Süchte?“ soll helfen, eine problematische Nutzung bei Kindern zu erkennen. www.sucht-hamburg.de/materialien