Rostock. Der „Patient“ Ostsee befindet sich nach Einschätzung des Meeresforschers Ulrich Bathmann auf dem Weg der Besserung. Ein Grund dafür sei die verringerte Schadstoffzufuhr. „Es ist Forschern zu verdanken, dass weniger Phosphate eingeleitet werden. Sie haben der Politik empfohlen, diesen Stoff aus den Gemeindeabwässern herauszuholen“, sagte der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) der „Ostsee-Zeitung“. Wenn nun noch die Landwirtschaft die Düngemittel gezielter einsetze, werde sich der Zustand der Ostsee weiter verbessern, so Bathmann.

Über Flüsse in die Ostsee gespülte Nährstoffe fördern Algenblüten, die dem Wasser massiv Sauerstoff entziehen und so zu sogenannten Todeszonen im Meer führen können. Nach Erkenntnissen der Forscher beschleunigt der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg den Prozess.

Wie stark der Nährstoffeintrag zurückgegangen ist, zeigen Zahlen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie in Rostock. Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2011 war der Phosphoreintrag aus den acht wichtigsten Kläranlagen an der deutschen Ostseeküste (sie machten rund 70 Prozent der direkten Einleitungen aus) zwischen 1990 und 2008 um 98 Prozent gesunken, der Stickstoffeintrag um 89 Prozent. Die Phosphorbelastung aus den Flüssen ging im Vergleich der Zeiträume 1986/90 und 2004/08 um 61 Prozent zurück; dagegen sank dort die Stickstoffzufuhr nur um 13 Prozent.

Laut Bathmann befassen sich die etwa 60 Forscher des Instituts derzeit verstärkt auch mit dem Thema Mikroplastik. „Wir wollen untersuchen, wie sich diese winzigen Teilchen auf das Leben in der Ostsee auswirken“, sagte der Institutschef. Plastikmüll im Meer, die Beimischung kleinster Plastik-Perlen in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta und Peelings sowie Partikel, die zum Beispiel beim Waschen von Fleece-Pullovern ins Abwasser gelangen und die Kläranlagen passieren, werden weltweit zunehmend als Problem erkannt.

Bathmann kündigte an, die Forschungsergebnisse des Instituts einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und so auf das Umweltverhalten Einfluss nehmen zu wollen. „Wir haben zum Beispiel bereits eine neue Imagebroschüre erstellt und planen ein Schaufenster zur Ostseeforschung. Dafür wollen wir eine alte Villa in Warnemünde, die uns gehört, sanieren und umbauen. Spätestens Anfang nächsten Jahres sollen dort dann unsere Forschungen besser veranschaulicht werden“, sagte Bathmann.