Microsofts veraltetes Betriebssystem ist von April an kaum noch vor Schädlingen geschützt. Was Nutzer jetzt tun können. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Hamburg. Am 8. April ist die Ära von Windows XP vorbei, dann stellt Microsoft die Unterstützung seines veralteten Betriebssystems ein. Zwar will das US-Unternehmen noch bis zum 14. Juli 2015 Updates für Microsoft Security Essentials liefern. Dabei handelt es sich um einen grundlegenden, einfachen Virenschutz, der zum Betriebssystem gehört – eine Art Minimalschutz. Sicherheitslücken im Programmcode des Betriebssystems, durch die Schadsoftware eindringen kann, werden jedoch nicht mehr geschlossen. Wer sich bislang nicht von XP trennen konnte, sollte sich langsam Gedanken machen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum sollte ich umsteigen?

Schon heute sind PCs mit Windows XP die am häufigsten von Cyberschädlingen wie Viren, Würmern und Trojanern befallenen Systeme. Schutzmechanismen, die in Zeiten zunehmender Internetkriminalität dringend notwendig sind, werden von Microsoft nur noch für neuere Windows-Versionen entwickelt. Auch Hersteller von Programmen und Hardware (Drucker, Scanner, etc.) werden ihre Unterstützung spätestens am 8. April einstellen und keine neuen Treiber und Updates mehr veröffentlichen. Das gleiche Schicksal wird in etwa drei Jahren auch PCs mit Windows Vista ereilen. Wer sich nicht für ein völlig anderes Betriebssystem wie Mac OS oder Linux entscheidet, hat damit im Grunde nur die Wahl zwischen Windows 7 und 8.

Sind meine alten PC-Komponenten und Programme kompatibel?

Unter www.microsoft.com/de-de/windows/compatibility/compatcenter/home kann man nachsehen, welche Programme unter Windows 8 laufen und für welche Komponenten und Peripheriegeräte Treiber zur Verfügung stehen.

Welches Windows ist besser?

Wer einen PC oder ein Notebook mit Touchscreen benutzt, findet in Windows 8 die richtige Version, da nur diese die Berührungssteuerung unterstützt. Bei vielen Besitzern klassischer Desktop-PCs hagelte es dagegen von Anfang an Kritik, vor allem an der Kacheloberfläche des Startbildschirms. Mit der neuen Version 8.1 wurden viele der Kritikpunkte ausgemerzt. Auf Wunsch startet Windows nun direkt in die gewohnte Desktopansicht. Die Steuerung über die Bildschirmecken kann ebenfalls ausgeschaltet werden. Das von vielen Nutzern schmerzlich vermisste Startmenü fehlt jedoch weiterhin. Es kann, etwa über das kostenlose Programm Classic Shell (www.classicshell.net), nachgerüstet werden.

In Sachen Stabilität und Tempo sind beide Versionen fast gleichwertig, allerdings startet Windows 8 deutlich schneller, da der PC beim Herunterfahren in einen Ruhemodus versetzt wird. Für Windows 8 stehen zudem aktuellere Treiber zur Verfügung, die das Zusammenspiel zwischen Betriebssystem und Hardware regeln. So werden Geräte mit USB-3.0-Schnittstelle unterstützt, ohne dass der Nutzer weitere Maßnahmen ergreifen muss. Die Hersteller von Grafikkarten und anderen Systemkomponenten werden Windows 8 naturgemäß länger mit neuen Treibern versorgen als Windows 7. Es spricht also trotz des schlechten Rufs einiges dafür, sich für Windows 8 zu entscheiden.

Welche Windows-8-Version soll ich kaufen?

Es gibt jeweils zwei Versionen: Windows 8.0 (auch Core genannt) und Windows 8.0 Pro sowie Windows 8.1 und 8.1 Pro. Für den Hausgebrauch reichen die Core-Versionen von Windows 8.0 und 8.1 aus. Profifunktionen wie die Möglichkeit, ganze Laufwerke zu verschlüsseln, gibt es aber nur bei Pro. Die professionelle Einbindung in größere Netzwerke ist mit Pro komfortabler. Die Systemanforderungen unterscheiden sich nicht. Allen Varianten fehlt das Media Center sowie die Möglichkeit, DVDs abzuspielen. Bei den Pro-Versionen lässt sich das Media Center günstig für zehn Euro nachrüsten, bei den Core-Versionen verlangt Microsoft unrealistische 140 Euro für diese Erweiterung. Wer die nicht bezahlen will, kann Multimediafunktionen über Software anderer Hersteller oder als Windows-App nachrüsten.

Zu unterscheiden ist außerdem zwischen Upgrades und Volllizenzen. Erstere setzen eine ältere Windows-Version ab XP voraus. Letztere kann man auf einer neu formatierten Festplatte installieren.

Wie steht es um die Verfügbarkeit?

Windows 8.0 gibt es nur als Upgrade, 8.1 ausschließlich als Volllizenz. Das Upgrade auf 8.1 bekommen alle Besitzer von Windows 8 umsonst über den Microsoft Store. Die günstigeren Lizenzen zum Upgraden von XP oder Vista auf 8.0 sind aber nicht mehr unbegrenzt erhältlich, sodass man unter Umständen auch dann auf die teureren 8.1-Vollversionen ausweichen muss. Windows muss dann vollkommen neu aufgesetzt werden, alle älteren Daten und Programme werden dabei gelöscht.

Was ist der Unterschied zwischen der 32- und der 64-Bit-Version?

Falls möglich, sollte man auf die 64-Bit-Version setzen. Denn die heute gängigen Arbeitsspeichergrößen von vier Gigabyte werden von 32-Bit-Systemen nicht unterstützt. Der Prozessor muss aber darauf ausgelegt sein, da es sonst zu erheblichen Problemen kommt. Aufschluss darüber bekommt man im Zweifel durch gleichzeitiges Drücken der Windows- und Pausetaste. Unter der Adresse windows.microsoft.com/de-ch/windows/32-bit-and-64-bit-windows finden sich weitere Tipps, wie man herausfinden kann, ob ein PC 64-Bit-kompatibel ist. Ist das nicht der Fall, kann man die 32-Bit-Variante nutzen und muss dafür einen nicht erweiterbaren Arbeitsspeicher in Kauf nehmen.

Woher bekomme ich mein neues Windows, und was kostet es?

Die offizielle Windows-Seite hat die Adresse windows.microsoft.com/de-de/windows/buy. Als DVD sind alle Windows-Versionen im Einzel- oder Onlinehandel erhältlich. Einen kostenlosen Support von Microsoft gibt es für diese Versionen nicht. Eine Upgrade-Lizenz auf Windows 8.0 kostet etwa 60 bis 80 Euro, OEM-Versionen kosten 90 bis 120 Euro. Als Volllizenz kostet Windows 8.1 in der Core-Version etwa 100 Euro (OEM: ca. 85 Euro), Windows 8.1 Pro etwa 230 Euro (OEM: 125 Euro). Die Sonderangebote, die zur Einführung von Windows 8 für Upgrades galten, sind nicht mehr erhältlich. Windows 7 ist nur noch eingeschränkt als OEM-Version und ohne kostenlosen Endkundensupport erhältlich. Es kostet zwischen 85 Euro (Home Premium) und 170 Euro (Ultimate). Gebrauchte Lizenzen (MAR-Lizenzen) sind wegen des Risikos, auf einen Betrug hereinzufallen, nur dann zu empfehlen, wenn man den Anbieter kennt und ihm vertraut.

Was muss ich beim Upgrade beachten?

Wenn man einen Rechner mit XP auf den neuesten Stand bringen will, sollte man zu Windows 8 greifen. Denn eine Windows-8.1-Vollversion kann keine Daten von einem XP-Rechner übernehmen, was beim Umzug viel Handarbeit notwendig macht. Aus diesem Grund wird 8.1 auch nicht als Upgrade verkauft. Nachdem man XP mittels des beiliegenden Easy Transfer Tools auf Windows 8.0 gebracht hat, kann man im zweiten Schritt kostenlos auf Windows 8.1 umsteigen. Das funktioniert ganz einfach über den Windows Store. Wird das 8.1-Upgrade dort nicht automatisch angeboten, fehlen wichtige Windows-Updates, die man über die Systemsteuerung und Windows Updates nachinstallieren kann.

Wichtig ist auch, dass die ältere Windows-Version auf dem neuesten Stand ist. Denn nur dann ist gewährleistet, dass die Installation reibungslos verläuft. Auch hier kann man über Windows Update und Nach Updates suchen das System manuell auf den aktuellen Stand bringen. Bei einem Upgrade bleiben die persönlichen Dateien erhalten. Trotzdem sollte man vorher unbedingt eine Sicherung (Backup) auf einen externen Datenträger machen.

Brauche ich ein Microsoft-Konto?

Ein kostenloses Microsoft-Konto ist nicht unbedingt nötig wenn man Windows 8 nutzen möchte. Trotzdem ist es empfehlenswert, sich zu registrieren. Denn viele Vorteile und Dienste lassen sich nur so nutzen, etwa der Onlinespeicher SkyDrive, der demnächst in OneDrive umbenannt wird. Auch für den Kauf von Apps, eine der wichtigsten Neuerungen von Windows 8, ist ein Microsoft-Konto nötig. Es lässt sich im Verlauf der Installation einrichten.