Am UKE wurde einem Patienten erstmals das neue, kleinste EKG-Gerät der Welt eingesetzt

Hamburg. Modernste Technik auf kleinstem Raum: Am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) wurde am Dienstag erstmals einem Patienten ein Miniatur-EKG-Gerät eingesetzt, das kontinuierlich die Herztätigkeit aufzeichnet. Eine solche Überwachung wird immer dann nötig, wenn bei einem Patienten der Verdacht auf Herzrhythmusstörungen besteht, diese aber nur unregelmäßig oder in großen zeitlichen Abständen auftreten. Das kleinste EKG der Welt ist etwa so groß wie drei handelsübliche Streichhölzer, wiegt dabei nur zwei Gramm und wurde von der amerikanischen Firma Medtronic entwickelt.

Das Gerät ist gerade neu zugelassen und wird jetzt erstmals an einigen wenigen deutschen Kliniken eingesetzt. Weil der sogenannte EKG-Event-Rekorder so winzig ist, muss er nicht mehr in einer klassischen Operation implantiert werden, sondern wird dem Patienten auf der linken Seite des Brustkorbes unter örtlicher Betäubung durch einen weniger als einen Zentimeter großen Schnitt mit einem speziellen Gerät direkt unter die Haut appliziert.

Im Ambulanzzentrum des UKE führt der Kardiologe Privatdozent Dr.Ali Aydin den kleinen Eingriff innerhalb von wenigen Minuten durch. Anschließend wird das Gerät richtig eingestellt. Für eine kontinuierliche Messung und Aufzeichnung der Herzströme sorgen zwei Elektroden an dem Rekorder. Damit kann er drei Jahre lang Rhythmusstörungen in den Herzvorhöfen und in den Herzkammern selbstständig erkennen und speichern, allerdings nur auf einem Kanal – und nicht auf zwölf Kanälen wie bei dem klassischen EKG, das man aus der Arztpraxis kennt, bei dem Elektroden auf der Brust und an den Extremitäten angelegt werden. Der Patient Horst Brömmer, 78, hat von dem Eingriff kaum etwas gespürt. „Am Anfang hat es etwas gezwickt, aber sonst habe ich nicht viel davon gemerkt“, sagt der Hamburger.

In Zukunft wird er nachts eine Station in seinem Schlafzimmer haben, die selbstständig einmal in 24 Stunden die in dem Rekorder gespeicherten Daten über ein Modem zur Auswertung an seinen behandelnden Arzt sendet. So kann der Arzt jederzeit auch bei weit entfernt wohnenden Patienten genau feststellen, ob ihr Herz noch im Takt ist. Oder aber, bei Rhythmusstörungen, Kontakt mit ihnen aufnehmen und die weitere Therapie besprechen.

Der behandelnde Arzt kann das Gerät auslesen und so genau erkennen, wann Abweichungen vom normalen Herzrhythmus aufgetreten sind und mit eventuell auftretenden Beschwerden des Patienten vergleichen. „Sollte der Patient sich plötzlich nicht wohlfühlen, kann er auch das Ablesegerät direkt in dem Moment auf den Rekorder halten und per Knopfdruck an seinen Arzt senden“, erklärt Prof. Stephan Willems, Direktor der Klinik für Kardiologie mit dem Schwerpunkt Elektrophysiologie im Universitären Herzzentrum des UKE.

Der neue Mini-Rekorder werde angewandt bei Patienten, die unter Symptomen leiden, die auf eine Herzrhythmusstörung hindeuten, wie zum Beispiel Schwindel, Herzstolpern, Ohnmachtsanfällen und Brustschmerzen, sagt Willems. Außerdem könne der Rekorder zur Therapiekontrolle nach einer Behandlung des Vorhofflimmerns eingesetzt werden. „Denkbar ist auch der Einsatz nach Schlaganfällen, bei denen die Ursache unbekannt ist, weil ein großer Teil dieser Schlaganfälle durch ein Vorhofflimmern ausgelöst werden könnte“, so der Kardiologe.

Das Vorhofflimmern gehört mit zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen. Dabei schlägt das Herz in der Regel zu schnell und unregelmäßig, weil kreisende Erregungen in den Herzvorhöfen den normalen Rhythmus aus dem Takt bringen. Diese Rhythmusstörung kann kontinuierlich, aber auch anfallsweise auftreten. Wird sie nicht erkannt, besteht das Risiko, dass sich in den Herzvorhöfen Blutgerinnsel bilden, die dann mit dem Blutstrom in das Gehirn geschwemmt werden, dort ein Blutgefäß verschließen und so einen Schlaganfall verursachen.

Der Mini-Rekorder soll auch diese Form der Rhythmusstörungen besser erkennen als seine Vorgänger. „Mit dem Vorgängermodell wurde vor allem der Rhythmus in den Herzkammern untersucht. Jetzt wird auch der Herzvorhof besser detektiert, so dass wir hoffen, dass wir auch ein zeitweiliges Vorhofflimmern besser entdecken können“, sagt Willems. Dabei würden auch die neuen telemedizinischen Möglichkeiten des Mini-Rekorders helfen.

Außerdem war das Vorgängermodell achtmal so groß wie der Mini-Rekorder und musste in einem operativen Eingriff implantiert werden.