Fossilienfunde zeigen, dass Vorfahren der südamerikanischen Vögel vor Millionen von Jahren in Europa und Afrika lebten. Lange Zeit war ungeklärt, mit welchen Vögeln der Hoatzin verwandt ist.

Frankfurt/Main. Er gilt als Kletterkünstler und kommt heutzutage nur noch in einigen Regionen Südamerikas vor: der Hoatzin, auch Schopfhuhn genannt oder Stinkevogel – weil er einen eigentümlichen Geruch verströmt, der an Kuhdung erinnert. Lange Zeit war ungeklärt, mit welchen Vögeln der Hoatzin verwandt ist und wie seine Evolution verlief. Jetzt haben Paläoornithologen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main und der Flinders-Universität in Adelaide herausgefunden, dass es diese Vögel schon vor 34 Millionen Jahren in Europa gegeben hat. Sie berichten darüber in der Fachzeitschrift „Naturwissenschaften“.

Eine ebenfalls im Januar 2014 erscheinende Studie in der ornithologischen Fachzeitschrift „The Auk“ ergab, dass weitgehend „moderne“ Hoatzine vor 15 Millionen Jahren auch in Afrika beheimatet waren. Damit ist nach Meinung der Forscher nun endgültig belegt, dass die Hoatzine aus der Alten Welt nach Südamerika gelangt sind.

Grundlage dieser Untersuchungen sind Fossilienfunde in Afrika und Europa. So wurden die bisher ältesten dem Hoatzin zugeordneten Fossilien schon vor mehr als 100 Jahren in der Nähe von Paris gefunden. Aber erst jetzt wiesen Paläoornithologen nach, dass es sich dabei eindeutig um Vorfahren des Hoatzins handelt. Die Fossilien gehören zu einer bisher unbekannten Art, die als Protoazin parisiensis („Pariser Ur-Hoatzin“) beschrieben wurde.

Dass die Hoatzine in Europa anscheinend deutlich früher ausgestorben sind als in Afrika, hängt nach Ansicht der Forscher möglicherweise damit zusammen, dass kurz nach der Zeit, aus der die europäischen Fossilienfunde stammen, viele neue Tierarten aus Asien nach Europa einwanderten. Darunter waren auch auf Bäumen lebende Raubtiere, für die ausgewachsene Hoatzine, die nur kurze Strecken fliegen konnten, und deren Nachwuchs in den offenen Nestern leichte Beute waren. Ähnliche Raubtiere wurden in Afrika erst viel später nachgewiesen.