An der Fußgesundheit der Vögel lassen sich verbesserte Haltungsbedingungen ablesen

München. Forscher des Lehrstuhls für Tierschutz an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München haben über einen Zeitraum von zwei Jahren die Aufzucht von sogenanntem Privathof-Geflügel auf zwei Höfen der Firma Wiesenhof untersucht und mit konventioneller Hähnchenhaltung verglichen. Dabei habe sich unter anderem gezeigt, dass die Vögel der Premium-Marke des Unternehmens aktiver waren und eine bessere Fußgesundheit aufwiesen, teilten die Forscher mit.

Bei der Premium-Marke Privathof wird den Angaben zufolge eine langsamer wachsende Hühnerrasse eingesetzt; die Aufzucht dauert länger, die Tiere haben mehr Platz und Auslauf in einem überdachten Wintergarten. Die Ställe sind mit Strohballen, Picksteinen und Sitzstangen ausgestattet. Unter konventionellen Bedingungen stehe Hühnern solches Beschäftigungsmaterial nicht zur Verfügung, die Besatzdichte sei höher und es werde eine schneller wachsende Rasse eingesetzt. Im Rahmen der Studie wurden neben der Gesundheitsbeurteilung der Hähnchen – zu der unter anderem der Ernährungs- und der Befiederungszustand sowie die Fußballengesundheit gehören – auch die Verhaltensweisen der Tiere analysiert.

Die Studie habe ergeben, dass fast 90 Prozent der Hähnchen, die unter Privathof-Bedingungen aufgezogen wurden, am Ende der Aufzucht eine agile Gangart hatten und aktiver gewesen seien als Hähnchen aus konventioneller Haltung, berichteten die Forscher. Die Fußballengesundheit der Vögel habe sich nicht oder kaum verändert. Der Einsatz des Beschäftigungsmaterials habe sich ebenfalls positiv ausgewirkt: „Insbesondere die Picksteine und Strohballen wurden intensiv von den Tieren angenommen und adäquat, sowohl als Deckungsmöglichkeit in den ersten Lebenstagen als auch als Beschäftigungsmaterial genutzt. Die Strohballen wurden zudem für erhöhtes Liegen und Ruhen angenommen. Der zusätzlich angebotene Wintergarten wurde bei gutem Wetter von den Masthühnern häufig besucht“, sagte Prof. Michael Erhard, Leiter des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung an der LMU München.

Nach der Vorstellung der Ergebnisse am Donnerstag warfen Tier- und Verbraucherschützer laut Bayerischem Rundfunk (BR) dem Unternehmen vor, mit der neuen Marke gezielt Marketing zu betreiben und von Missständen abzulenken. Denn bisher hätten nur ungefähr fünf Prozent der Wiesenhof-Betriebe die verbesserten Standards übernommen. Tatsächlich würden auch in den Privathof-Ställen noch etwa zwei Prozent der Tiere sterben. Das seien in einem durchschnittlichen Betrieb rund 500 Tiere im Monat. Der Deutsche Tierschutzbund, der die Privathof-Geflügel-Produkte im Januar 2013 mit seinem Tierschutzlabel ausgezeichnet hat, sagte dem BR, dass das eben leider zur Hühnermast dazugehöre.