In den neuen Bundesländern sterben mehr Menschen an Herzleiden und Krebs als in Westdeutschland

Berlin. In Ostdeutschland ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs, Herzleiden oder einer anderen Zivilisationskrankheit zu sterben, weit höher als in den westdeutschen Bundesländern. Das zeigen neue Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat.

Die Statistik, für die alle Todesursachen im Jahr 2010 untersucht wurden, wird angeführt von Sachsen-Anhalt – und das gleich mehrfach. Allen voran ist die Sterberate in dem Bundesland besonders hoch: Auf 100.000 Einwohner in Sachsen-Anhalt kamen demnach 1310 Todesfälle. Zu den fünf Bundesländern mit den höchsten Sterberaten gehören außerdem Sachsen, das Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern – und damit mit Ausnahme des Saarlands ausschließlich ostdeutsche Bundesländer.

Welche Faktoren sind für die hohen Sterberaten in Ostdeutschland verantwortlich? Von erheblicher Bedeutung, so Experten, dürfte neben diversen sozioökonomischen Einflüssen wie Bildung und Einkommen die Überalterung der Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern sein. Vorwiegend junge Menschen haben seit der Wende Ostdeutschland in Richtung Westdeutschland verlassen; ältere Menschen blieben zurück. Und es sind naturgemäß vor allem Alte, die den großen Volkskrankheiten erliegen. Das zeigt sich etwa bei jenen Leiden, die hierzulande die meisten Todesopfer fordern: Herzinfarkt, Erkrankungen der Herzkranzgefäße und chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2012 waren nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts 92 Prozent der an einer Krankheit des Herz-Kreislauf-Systems Verstorbenen 65 Jahre und älter.

In Sachsen-Anhalt gab es die meisten Todesfälle durch Herzkrankheiten

Im Osten der Republik sterben besonders viele Menschen an Herzleiden. 2010 gab es in Sachsen-Anhalt 609 Todesfälle, bei denen Herzkrankheiten eine Rolle spielten, und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland – gemessen an der Größe der Bevölkerung. Gleich dahinter folgen die ostdeutschen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Zum Vergleich: Für den Stadtstaat Berlin errechneten die Statistiker im gleichen Zeitraum 345 Fälle pro 100.000 Einwohner. Es ist der niedrigste Wert aller Bundesländer; besonders gering sind die Sterberaten auch im Stadtstaat Hamburg, in Baden-Württemberg und in Hessen.

Ähnlich sieht das Verhältnis bei Krebserkrankungen aus: Tumore sind weiterhin die zweithäufigste Todesursache hierzulande; bei einem Viertel der Todesfälle im vergangenen Jahr spielten Krebserkrankungen eine Rolle. Auch hier sind die Risiken von Erkrankung und Tod ungleich verteilt. Und auch hier ist das Risiko, an Krebs zu sterben, im regionalen Vergleich in Sachsen-Anhalt am höchsten.

Dort kamen 2010 auf 100.00 Einwohner 354 tödlich verlaufende Krebserkrankungen. Damit ist zwischen Dessau, Halle und Magdeburg das Risiko, an Krebs zu sterben, rund 50 Prozent höher als etwa in Baden-Württemberg, dem Bundesland mit der geringsten krebsbedingten Sterberate.

Eine – gemessen an der Bevölkerung – sehr hohe Rate an tödlich verlaufenden Krebserkrankungen verzeichnet die Statistik auch im Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen. Sehr niedrig sind die Raten in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Schleswig-Holstein.

Mediziner nennen eine Reihe von Faktoren, die entscheidend für den Verlauf von Krebserkrankungen sein können. Dazu gehören neben dem Alter Umweltbelastungen und Ernährungsgewohnheiten. Eine wichtige Rolle spielen Früherkennungsangebote: Je früher Krebs erkannt wird, desto besser sind meist die Überlebenschancen.