Hannover. Zusammenhalt und Verständigung sind besonders wichtig in bedrohlichen Situationen. Ein Forscherteam an der Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat herausgefunden, wie geschädigte Körperzellen durch die Bildung sogenannter Chromatinbrücken zusammengehalten und vor Entartung geschützt werden. Solche Brücken zwischen Tochterzellen sind nach einer Zellteilung gelegentlich zu beobachten, ihre Häufigkeit steigt jedoch nach Schädigung des Erbgutes, der DNA, stark an.

Die Wissenschaftler identifizierten nun erstmals eine zentrale Komponente der rätselhaften Chromatinbrücken. Das sogenannte RAD50-Protein ist in der Mitte der Brücken lokalisiert und scheint wie ein Klettverschluss die Tochterzellen zusammenzuhalten. In Zellen mit einem Mangel an RAD50 waren Chromatinbrücken kaum mehr nachweisbar.

Überraschenderweise durchlaufen die so verbundenen Zellen weiterhin einen normalen Zellzyklus. „Das deutet auf eine besondere Schutzfunktion des RAD50-Proteins hin“, sagt Biochemikerin Bianca Schröder-Heurich, Erstautorin der Studie. Möglicherweise können die geschädigten Zellen dann im Wege einer weiteren DNA-Teilung repariert und damit ihre krebsverursachende Entartung vermieden werden. Die aktuellen Ergebnisse könnten daher für die Strahlentherapie und Chemotherapie von Patienten relevant werden.

Die Arbeit erscheint in der März-Ausgabe des „FASEB Journals“, der Fachzeitschrift der amerikanischen Gesellschaften für Experimentelle Biologie. An den Untersuchungen waren neben der MHH-Frauenklinik auch die MHH-Klinik für Strahlentherapie sowie Wissenschaftler der Universität Würzburg und der Universität Brisbane (Australien) beteiligt.