Als Symbol des Festes steht er am 24. Dezember in unseren Wohnzimmern. Wissenschaftlich betrachtet bietet der Weihnachtsbaum eine Fülle von Facetten.

Deutschland braucht pro Jahr 25 Millionen Weihnachtsbäume

Rund 25 Millionen Christbäume werden jährlich in Deutschland gebraucht – der Großteil davon stammt aus heimischer Zucht. Doch um die Nachfrage zu decken, werden auch Bäume importiert – vor allem aus Dänemark. Zwar haben wir in Deutschland europaweit den größten Bestand an Weihnachtsbäumen, dennoch ist Dänemark Weihnachtsbaum-Exportweltmeister. Etwa acht der elf Millionen Bäume, die dort pro Jahr gefällt werden, gelangen nach Deutschland.

Quelle: Axel-Werner Graf von Bülow,

Vorsitzender der Schleswig-Holsteiner

Weihnachtsbaumproduzenten

Sauerland ist das wichtigste Anbaugebiet Europas

In Nordrhein-Westfalen liegt mit einer Anbaufläche von 18.000 Hektar das mit Abstand größte deutsche Zuchtgebiet. Insgesamt kommt etwa jeder dritte Weihnachtsbaum aus dem Sauerland, dem wichtigsten Anbaugebiet Europas. Schleswig-Holstein folgt mit einem Anbaugebiet von 2.000 Hektar. In den ersten drei Jahren wachsen die Bäume in Baumschulen. Dann werden sie in Felder umgesetzt, die durch Wälder vor dem Wind geschützt sind. Da die Bäume jährlich bis zu 70 Zentimeter in die Höhe schießen, dadurch aber etwas karg aussehen, wird ihr Wachstum durch chemische Mittel auf 30 bis 35 Zentimeter pro Jahr gebremst.

Quelle: Axel-Werner Graf von Bülow

Nordmanntanne ist der beliebtesteWeihnachtsbaum

Mit einem Marktanteil von 75 bis 80 Prozent ist die Nordmanntanne der beliebteste Weihnachtsbaum: Etwa zwei Drittel der Deutschen entscheiden sich für den Nadelbaum mit den weichen, kinderfreundlichen Nadeln, die lange am Baum bleiben. Züchter in Deutschland beschaffen sich die Samen meistens aus der Heimat der Nordmanntanne, dem Kaukasus. Seit einigen Jahren stammen auch vermehrt Samen aus deutscher Zucht, insbesondere von Plantagen aus Schleswig-Holstein. Dabei besteht aber die Gefahr, dass die Nordmanntannen sich mit den Weiß-Tannen in unseren Wäldern kreuzen, was die Eigenschaften des Christbaums negativ verändert. Mit 18 bis 23 Euro pro Meter ist diese Tanne der teuerste Weihnachtsbaum. Auf Platz zwei der Beliebtheit folgt die Blaufichte mit einem Preis von zwölf bis 14 Euro pro Meter.

Quelle: Axel-Werner Graf von Bülow

Nach dem Fest werden die meisten Bäume verbrannt

Nach dem Fest trennen sich die Wege der Christbäume: Der Großteil von ihnen verbrennt in Holzkraftanlagen. Auf Waldböden kompostieren ausgelegte Zweige oder werden von Wildtieren wie Rehen und Wildschweinen gefressen. Auch Zoos nehmen einige wenige Bäume als Futter und Spielzeug für Elefanten entgegen. Deshalb sollten Weihnachtsbaumbesitzer darauf achten, die Bäume vor der Entsorgung vollständig abzuschmücken.

Quelle: Axel-Werner Graf von Bülow

Die Bäume sind empfindlich gegen Frost

Aufgrund ihrer geringen Frosthärte kommen weder Nordmanntannen noch Blaufichten natürlicherweise in unseren heimischen Wäldern vor. Diese Unterarten werden nur speziell für die Ansprüche eines Weihnachtsbaumes in Mitteleuropa gezüchtet. Zwar wählen die Züchter für die Monokulturen Felder aus, die durch angrenzende Wälder den bestmöglichen Schutz vor Wind und Kälte bieten. Aber die Bäume müssen intensiv gepflegt werden. Beim Winterfrost sind die Bäume Schwankungen zwischen Plusgraden am Tage und nächtlichem Frost ausgesetzt, was die Baumspitze oft vertrocknen lässt. Noch mehr zu fürchten ist der Frühjahrsfrost im Mai oder Juni. Denn dann haben die Bäume oft schon ausgetrieben. Da die Oberfläche gefrorener Triebe schneller taut als der Kern, entsteht eine Spannung. Sie zerstört die Zellen der jungen, empfindlichen Triebe.

Quelle: Axel-Werner Graf von Bülow

Die Nadelbäume sind immergrün

Hierzulande werfen einige Bäume im Winter ihre Blätter ab, weltweit betrachtet sind die meisten aller Pflanzen jedoch immergrün und behalten ihre Blätter oder Nadeln das ganze Jahr über. Dass unsere heimischen Laubbäume im Herbst ihre Blätter abwerfen, ist daher die Ausnahme und eine „moderne“ Strategie. Denn im Laufe der Evolution entstanden Nadelbäume früher als Laubbäume. Nadelbäume gehen im Winter sparsam mit Wasser um, verdunsten wenig und behalten ihre Nadeln. Diese werden hart und nur minimal mit Wasser versorgt. Das hat den Vorteil, dass sie im Frühjahr keine neuen Nadeln produzieren müssen. Nur wenn ein Baum über einen langen Zeitraum gar kein Wasser bekommt, wie bei den Weihnachtsbäumen in unserem Wohnzimmer, trennt sich der Baum allmählich von seinen Nadeln.

Quelle: Stefan Rust, Botanischer Garten,

Universität Hamburg

Tierische Bewohner des Nadelwaldes

Die tierischen Bewohner von Nadelbäumen sind beispielsweise Eichhörnchen und Spechte, die sich von Samen der Bäume ernähren. Aber auch Meisen kommen in Nadelwäldern vor, vor allem zierliche Tannen- und Haubenmeisen suchen dort nach Futter. Im Sommer bietet der Laubwald ein vielfältiges Nahrungsangebot: Vor allem Käfer und Spinnen werden von den Meisen bevorzugt verspeist. Im Nadelwald gibt es weniger Kleingetier, von dem sich die Meisen ernähren können, als im Laubwald. Wenn Insekten knapp sind, geben sich die Meisen auch mit den Samen der Nadelbäume zufrieden. An diese gelangen sie jedoch nur, wenn die Zapfen bereits geöffnet sind. Da hat es der Fichtenkreuzschnabel leichter. Er hat einen kräftigen Schnabel, dessen Oberschnabel und Unterschnabel sich kreuzen. Damit kann der Vogel sich und seinen Nachwuchs ernähren. Auch Borkenkäfer bewohnen Nadelbäume und dienen dem Ökosystem des Waldes. Gleichzeitig gehören sie zu den größten Forstschädlingen. Es gibt mehrere Borkenkäferarten, die verschiedene Baumarten befallen.

Quelle: Stefan Rust, Botanischer Garten, Uni Hamburg/

Alexander Mitschke, Ornithologe, Hamburg

Nadelholz hat einen geringeren Brennwert

Grundsätzlich gilt: Je höher die Holzdichte, desto höher der Brennwert. Da Nadelholz gegenüber dem Holz von Laubbäumen eine eher geringere Dichte hat, ist es für die Energiegewinnung ein ineffizienter Rohstoff. Nadelholz verbrennt schneller und spendet weniger Wärme. Als Anzünder eines Feuers eignet es sich aber gut. Denn wegen der geringen Dichte enthält das Holz mehr Sauerstoff. Er ist ein wichtiger Bestandteil für den Verbrennungsprozess. Aber auch das Harz und darin enthaltene ätherische Öle tragen dazu bei, dass Nadelhölzer leicht zu entflammen sind.

Quelle: Dr. Gerald Koch, Thünen Institut für Holzforschung, Hamburg

Die Fichte ist die häufigste Baumart im Wald

Nach der im 19. Jahrhundert verfolgten „Bodenreinertragslehre“ wurden Bäume nach rein wirtschaftlichen Kriterien gepflanzt: Sie sollten schnell wachsen und möglichst vielseitig nutzbar sein. So wurden Fichten und Kiefern in Monokulturen gezüchtet oder in bestehende Wälder gepflanzt. Noch heute ist die Fichte mit 28 Prozent die häufigste Baumart im deutschen Wald. Sie ist aber kein heimischer Baum und nicht an hiesige Witterungen angepasst. Ihr Wurzelsystem bietet ihnen wenig Halt, so dass sie bei Stürmen oft umkippen. Zudem sind sie hinsichtlich ihrer Wasserversorgung sehr anspruchsvoll: In feuchtigkeitsarmen Sommern geraten Fichten oft in „Trockenstress“. Dann sind sie besonders anfällig für Schädlinge, wie den Borkenkäfer.

Quelle: Jan Muntendorf, Forstwirt,

Stiftung Unternehmen Wald

Wertvolles Material für die Bauindustrie

Nordmanntannen und Blaufichten dienen fast ausschließlich als Weihnachtsbäume. Andere Tannen- und vor allem Fichtenarten werden hingegen in der Bauindustrie genutzt. Bei Fichten gilt: Je älter der Baum, desto besser das Holz. „Billiges“ Industrieholz wird nach 80 bis 100 Jahren geerntet. Hochwertigere Möbelstücke sind aus Bäumen, die nach über 100 Jahren gefällt wurden. Für die Herstellung von Musikinstrumenten muss ein Holz 140 bis 160 Jahre alt sein. Mit zunehmendem Alter wächst der Baum langsamer, die Jahresringe werden schmaler. Das Spätholz ist härter und besser für die Bauindustrie geeignet.

Quelle: Dr. Gerald Koch, Thünen Institut

für Holzforschung, Hamburg

Die Bäume schützen sich durch ätherische Öle

Ätherische Öle enthalten Giftstoffe, die den Baum schützen sollen. Ein Röhrensystem durchzieht den gesamten Baum, so dass der Harz überall sofort austreten kann und die „Wunde“ verschließt. Außerdem hält die klebrige Flüssigkeit Wildtiere davon ab, weiter zu knabbern. Dass wir den angenehmen Duft ätherischer Öle so intensiv wahrnehmen, liegt daran, dass sie so leicht verdunsten. Dennoch haben sie, wenn sie in Nadeln gebunden sind, Siedepunkte von 150 bis 300 Grad Celsius. Eine Destillation vom pflanzlichem Rohstoff ist nicht möglich, denn die hohen Temperaturen zerstören die ätherischen Öle. Mit der „Wasserdampf-Destillation“ lassen sich ätherische Öle bereits unterhalb einer Temperatur von 100 Grad Celsius gewinnen.

Quelle: Joachim Kaufhold, Apotheker für Klinische

Pharmazie, Uniklinikum Eppendorf/

Stefan Rust, Botanischer Garten,

Universität Hamburg