Satellitenmission der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) soll am Donnerstag ins All starten und von dort fünf Jahre lang Daten über unsere Galaxie liefern

Köln. Countdown für den Start des modernsten europäischen Weltraumteleskops: An Bord einer Sojus-Trägerrakete soll am Donnerstag das Astronomieteleskop Gaia von Europas Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All fliegen. Mit an Bord ist die größte Digitalkamera, die je für den Weltraum gebaut wurde. Mit einer Auflösung von fast einer Milliarde Pixel ist sie Teil eines zwei Tonnen schweren, hoch komplexen Teleskopsystems, das die bislang größte und detaillierteste 3-D-Karte unserer Milchstraße erstellen soll.

Die Mission Gaia gilt als weltweit einzigartig. Eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt wird der Forschungssatellit fünf Jahre lang die Position von einer Milliarde Sternen vermessen. Dabei entspricht die Genauigkeit der Messungen bei den helleren dieser Sterne der Größe einer Ein-Euro-Münze auf dem Mond – von der Erde ausgesehen. Gesteuert wird die Gaia-Mission vom Darmstädter Kontrollzentrum der europäischen Weltraumagentur Esa.

Der Satellit soll auch Materieströme in unserer Galaxie ergründen

„Die 3-D-Karte von Gaia stellt ein absolutes Novum dar“, erläuterte die Esa die Bedeutung der Mission. Diese ist nach der Erdgöttin der griechischen Mythologie benannt und weit mehr als ein Jahrzehnt lang vorbereitet worden. Von dem dreidimensionalen Abbild unserer Galaxie erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über Entstehung, Ursprung und heutiges Aussehen der Milchstraße. Gaia soll unter anderem die Fragen beantworten, wie genau die Spiralarme unserer Galaxie entstanden sind und welche Materieströme die Milchstraße durchziehen.

Der Gaia-Satellit soll Objekte im All aufspüren, die Hunderttausende Male lichtschwächer sind als jene, die wir mit bloßem Auge sehen können. Entsprechend gigantisch wird die Datenmenge, die Gaia zur Erde senden wird: Über die gesamte Missionsdauer wird sie auf eine Million Gigabyte anschwellen – das entspricht laut Esa der Datenmenge auf rund 200.000 DVDs. Die Auswertung der Gaia-Daten übernimmt eine internationales Konsortium von mehr als 400 Wissenschaftlern.

Die Vermessung der Milchstraße könnte eine Vielzahl neuer Forschungsansätze liefern, Tausende Planeten aufspüren, die um fremde Sonnen kreisen, ebenso Asteroide und Kometen innerhalb unseres Sonnensystems sowie explodierende Sterne (Supernovae) in fernen Galaxien. Auch auf der schwierigen Suche nach sogenannten braunen Zwergsternen könnte Gaia helfen. Dies sind Sterne mit zu geringer Masse, um in ihrem Inneren die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium in Gang zu setzen. Braune Zwerge sind also „verhinderte Sterne“, denn die Kernfusion ist die Quelle der Energie, die unsere Sonne und andere Sterne abgeben.