London. Die Gesundheitsminister der großen Industriestaaten und Russlands (G8) sind am Mittwoch in London erstmals zu einer Konferenz zusammengekommen, um über die Herausforderungen durch die massive Zunahme von Demenzerkrankungen zu beraten. Der scheidende Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und seine Kollegen wollten das Thema mit Gesundheitsexperten und Vertretern von Hilfsorganisationen erörtern. Bei dem Treffen soll voraussichtlich ein Maßnahmenpaket verabschiedet werden, mit dem die internationale Zusammenarbeit bei der Erforschung von Demenz verbessert werden soll.

Der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt sagte, er hoffe, dass die Demenz-Konferenz eine ähnliche Wirkung entfalten werde wie der Gipfel 2005 im schottischen Gleneagles, als die G8-Staaten sich dem Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids verschrieben hatten. „Heute sollte ein Tag sein, der zuversichtlich stimmt“, sagte Hunt dem Fernsehsender BBC. „Wir sind alle entschlossen, dass wir angesichts der alternden Gesellschaft etwas unternehmen.“

Im Vorfeld der Konferenz hatte der britische Premierminister David Cameron zugesagt, die Förderung der Demenz-Forschung bis 2022 auf 122 Millionen Pfund (146 Millionen Euro) zu verdoppeln. Er hofft auf ähnliche Zusagen der anderen G8-Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Kanada, Russland und Japan sowie von Pharmakonzernen.

2010 beliefen sich die Kosten im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen bereits auf schätzungsweise 604 Milliarden Dollar (440 Millionen Euro). Die Krankheit, die das Erinnerungsvermögen und das Verhalten stark beeinträchtigt, ist bislang unheilbar und führt zu Invalidität. Die weitaus häufigste Demenz-Form ist Alzheimer.

Bis zum Jahr 2050 wird weltweit mit 135 Millionen Demenzkranken gerechnet

Vergangene Woche veröffentlichte die Organisation Alzheimer Disease International eine Studie, wonach die Zahl der Demenzkranken in den vergangenen drei Jahren weltweit um knapp ein Viertel auf 44 Millionen Fälle gestiegen ist. Bis zum Jahr 2050 rechnet die Organisation mit einer Verdreifachung der Fälle auf 135 Millionen Demenzkranke. Allein in Europa seien dann 16 Millionen Menschen betroffen.

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimergesellschaft rund 1,4 Millionen Menschen mit Demenz. Für das Jahr 2050 geht die Gesellschaft von drei Millionen Betroffenen aus, von denen etwa jeder Dritte über 90 Jahre alt sein wird.