Albertinen-Krankenhaus und Bethesda Krankenhaus wollen durch eine Kooperation Herzpatienten besser versorgen

Hamburg. Eine neue Kooperation soll die Versorgung von Herzpatienten im Südosten Hamburgs verbessern. Hierfür hat das Albertinen-Diakoniewerk mit dem Bethesda Krankenhaus Bergedorf eine Vereinbarung getroffen. Danach wird vom 1. Januar an im Bethesda Krankenhaus eine eigenständige Abteilung für Kardiologie ihren Betrieb aufnehmen. Chefarzt wird Dr. Peter Unger, 58, bisher leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie im Herzzentrum des Albertinen-Krankenhauses. Mit ihm werden drei weitere Kardiologen aus der Klinik in Schnelsen nach Bergedorf wechseln und in der neuen Abteilung als Oberärzte arbeiten.

In der neuen Klinik werden Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems behandelt, insbesondere Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Herzrhythmusstörungen können durch die Implantation von Herzschrittmachern und sogenannten Defibrillatoren, die das Herz wieder in den richtigen Takt bringen, behandelt werden.

Ein Schwerpunkt der Abteilung ist die Versorgung von Patienten, die einen akuten, lebensbedrohlichen Herzinfarkt erlitten haben. Für sie steht rund um die Uhr ein Herzkatheterlabor zur Verfügung, in dem durch Eingriffe mithilfe eines Katheters verschlossene Herzkranzgefäße wieder eröffnet und durch das Einsetzen von Stents (Gefäßstützen aus einem feinen Metallgerüst) offen gehalten werden können. Eine solche Behandlung müsse zeitnah und auf hohem Niveau angeboten werden, sagte Unger. Er will „gute Standards, die heute notwendig geworden sind, nach Bergedorf bringen.“ Dazu zähle auch die Schrittmacherchirurgie, die sehr komplex geworden sei.

Die neue Klinik verfügt über Untersuchungsräume, in denen auch die Diagnostik von Erkrankungen der Herzklappen durchgeführt wird. Außerdem gibt es eine Station mit 27 Betten, die bisher zu der Abteilung für innere Medizin des Hauses mit insgesamt 163 Betten gehörten.

„Diese Zusammenarbeit hat einen sehr hohen Stellenwert in unserer Klinik“, sagte Prof. Eberhard Meincke, Vorstandsvorsitzender der evangelischen Stiftung Bethesda. Für Prof. Fokko ter Haseborg, den Vorstandsvorsitzenden des Albertinen-Diakoniewerkes, ist die Kooperation zwischen den zwei evangelischen Krankenhäusern auch Ausdruck „eines gemeinsamen inneren Markenkerns. Wir wollen gute, kompetente Medizin und Pflege anbieten sowie diakonisch motivierte menschliche Zuwendung. Das ist unser Anspruch.“

Prof. Friedrich-Christian Rieß, Chairman des Albertinen Herz- und Gefäßzentrums sowie Chefarzt der Herzchirurgie, freut sich über die Kooperation, lässt Dr. Unger aber nur ungern ziehen. „Ich habe 22 Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Für uns ist das ein wirklicher Verlust.“ Unger sei ein versierter Spezialist auf dem Gebiet der kardiologischen Verfahren, die mithilfe eines Katheters durchgeführt werden, und der Schrittmacher-Behandlung. Die vier frei werdenden Arztstellen im Albertinen-Krankenhaus sollen neu besetzt werden.

Die Vertreter der beiden Krankenhäuser betonten, dass die beiden kardiologischen Abteilungen eigenständige Kliniken bleiben werden. Aber auch die Herzchirurgie im Albertinen-Krankenhaus soll von der Zusammenarbeit profitieren. „Wir von der Albertinen-Gruppe versprechen uns, dass der Patientenstrom in die Herzchirurgie stetig ist. Aber der Patientenwille geht natürlich vor“, sagte ter Haseborg. Es werde immer respektiert, wenn ein Patient in einem anderen Herzzentrum, etwa am Universitätsklinikum Eppendorf oder in der Asklepios Klinik St. Georg, operiert werden möchte.

Rieß hob die hohe Qualität der Albertinen-Herzchirurgie hervor: Bei fast allen Patienten, die einen Bypass bräuchten, würden für den Umgehungskreislauf um verengte Herzkranzgefäße Arterien statt Venen verwendet, sodass keine erneute Verengung auftrete und in der Regel keine zweite Operation erforderlich sei. Fast alle diese Operationen könnten mittlerweile am schlagenden Herzen ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden. Außerdem könnten 90 Prozent aller defekten Herzklappen rekonstruiert und so ein Klappenersatz vermieden werden.

Wenn die Zusammenarbeit der beiden Herzkliniken gut funktioniert, scheint eine Ausweitung der Kooperation offenbar nicht ganz ausgeschlossen: „Wir fangen erst einmal mit 27 Betten an“, sagte Margret von Borstel, Geschäftsführerin des Bethesda Krankenhauses Bergedorf.