US-Physiker erhält mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung

Hamburg. Chemische Reaktionen auf atomarer und molekularer Ebene besser zu verstehen, könnte etwa dabei helfen, neue Medikamente zu entwickeln. Als Studienobjekte eignen sich womöglich sogenannte Rydberg-Moleküle. Diese Verbindungen aus einem ungewöhnlich großen Atom in einem hoch angeregten Zustand (einem Rydberg-Zustand, nach dem schwedischen Physiker Johannes Rydberg) und einem normalen Atom im Grundzustand sind zwar extrem instabil, aber leicht manipulierbar. Normale Atome sind etwa ein zehn Millionstel Millimeter groß, die Bindungslänge eines Rydberg-Moleküls beträgt dagegen bis zu 100 Millionstel Millimeter. Das entspricht etwa der Länge eines Virus.

Der experimentelle Nachweis, dass diese Riesenmoleküle tatsächlich erzeugt werden können, gelang 2008 Physikern aus Stuttgart; die Grundlage dafür waren Berechnungen, die der US-Physiker Chris Greene angestellt hatte. Für dieses Verdienst wird der Forscher von der Purdue Universität heute mit dem Hamburger Preis für theoretische Physik ausgezeichnet, den die Joachim Herz Stiftung und das Hamburg Centre for Ultrafast Imaging (CUI) vergeben. Der Preis ist mit 40.000 Euro dotiert und mit einem Forschungs- und Lehraufenthalt an der Universität Hamburg verbunden. „Wir freuen uns sehr auf seinen Besuch am CUI“, sagte Prof. Klaus Sengstock, Vorsitzender der Jury und CUI-Sprecher.

Greene hatte seine Theorie über die besondere Bindungsform der Rydberg-Moleküle bereits im Jahr 2000 entwickelt. Seit dem experimentellen Nachweis versuchen immer mehr Forschergruppen, solche Moleküle zu erzeugen und zu manipulieren, um die Veränderungen der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Ausgangsmaterials zu studieren.

CUI ist ein großes Hamburger Forschungsprojekt, das mit 25 Millionen Euro vom Bund gefördert wird. Darin haben sich Spezialisten aus Physik, Chemie, Biologie und Medizin zusammengeschlossen. Sie wollen die Bewegungen von Atomen, Molekülen und Elektronen beobachten.