Sydney. Die internationalen Verhandlungen über zwei riesige Meeresschutzgebiete in der Antarktis sind im dritten Anlauf am Widerstand Russlands und Chinas gescheitert. „Es ist eine schwere Enttäuschung. Hier geht es um die letzten weitgehend unberührten Meere des Planeten“, erklärte Bob Zuur, Antarktis-Experte der Umweltschutzorganisation WWF, am Freitag.

Im australischen Hobart auf der südöstlichen Insel Tasmanien hatten 24 Nationen sowie die Europäische Union zehn Tage lang über die Einrichtung der Schutzzonen verhandelt. Nachdem die Gespräche im Rahmen der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis seit 2012 bereits zweimal gescheitert waren, sollte nun endlich Einigkeit erzielt werden. Bei den Verhandlungen galt das Einstimmigkeitsprinzip.

Die auf dem Tisch liegenden Vorschläge sahen Fischfangverbote in Gebieten von der achtfachen Fläche Deutschlands vor. Die EU und Australien wollten ein Schutzgebiet von 1,6 Millionen Quadratkilometern im Indischen Ozean einrichten, wofür nach WWF-Angaben sieben bereits vorhandene Schutzzonen zu einem durchgängigen Gebiet zusammengefasst werden sollten. Die USA und Neuseeland waren für ein Gebiet von 1,25 Millionen Quadratkilometern im Rossmeer auf der Pazifikseite der Antarktis. In beiden Gebieten sollte ein vollständiges Fischfangverbot gelten.

Beide Vorschläge beinhalteten Zugeständnisse an die skeptischen Staaten. So war die für das Rossmeer vorgesehene Schutzfläche dem WWF zufolge bereits um 40 Prozent reduziert worden. Die EU und Australien boten an, Details über Auflagen und Verbote ihres Schutzgebiets erst später zu verhandeln, um zumindest eine grundsätzliche Einigung zu erzielen. Bei einem Erfolg wären die größten Umweltschutzgebiete der Erde entstanden. Umweltschützern zufolge leben in beiden Gebieten rund 16.000 bekannte Tierarten, darunter Wale, Robben, Albatrosse, Pinguine und seltene Fischarten.

Der Chef der schwedischen Verhandlungsdelegation, Bo Fernholm, bezeichnete das Scheitern als „enttäuschend“. Russland habe vermutlich wegen seiner Fischereiinteressen Bedenken. Bei den Verhandlungen sei insbesondere um Größe und Dauerhaftigkeit der Schutzzonen gestritten worden. Laut der US-Organisation Antarctic Ocean Alliance zog China während der Verhandlungen die Zustimmung zum Schutzgebiet im Indischen Ozean zurück. Russland und die Ukraine blockierten beide Vorschläge.