Hamburger Forscher untersuchen, welche Informationsquellen die Meinungsbilder zur Erderwärmung formen. Mehr als 40 ausführliche Interviews mit Hamburger Bürgern.

Der aktuelle Weltklimabericht hat die Aufmerksamkeit der Medien wieder mehr auf den Klimawandel gelenkt. Nahezu alle Zeitungen, viele Magazine, TV- und Radiosender berichteten. Auch im Internet wurde das Thema diskutiert. Doch welche Rolle spielen die Medien für die persönliche Einstellung der Menschen zum Klimawandel und ihr Verhalten?

Um dies herauszufinden, führten wir in unserem Projekt am KlimaCampus mehr als 40 ausführliche Interviews mit Hamburger Bürgern. Unsere Gesprächspartner wählten wir so, dass die Bandbreite unterschiedlicher Einstellungen zum Klimawandel erfasst wurde. Wichtig war auch, dass die Gruppe einen Querschnitt der Hamburger Bevölkerung abbildet: junge und ältere Menschen, Frauen und Männer mit unterschiedlichem Vorwissen und aus verschiedenen Stadtteilen. Die Interviews zeigen, dass unterschiedliche Erfahrungen Wissen und Einstellung zum Klimawandel prägen. Die meisten Befragten sehen die Medien dabei als wichtigste Informationsquelle, um Wissen über den Klimawandel zu erlangen. Für das eigene Verhalten und das Problembewusstsein spielen die Medien nach unseren Ergebnissen jedoch eine untergeordnete Rolle. Einen viel größeren Einfluss hat die zwischenmenschliche Kommunikation – vor allem Gespräche mit Eltern, Freunden oder in der Schule. Darüber hinaus wirken persönliche Erlebnisse daran mit, ob die Menschen den Klimawandel als Problem wahrnehmen. Häufig nannten sie hier Extremereignisse wie Hochwasser oder Hitzewellen.

Bei unseren Interviews zeigten sich deutliche Muster. So konnten wir verschiedene Typen identifizieren, die sich bei Mediennutzung und Kommunikation charakteristisch verhalten. Am häufigsten kommt ein Typ vor, der ein buntes Spektrum an Medien und Formaten nutzt, um sich über den Klimawandel zu informieren und sich darüber mit Freunden und Familie austauscht. Er ist überzeugt, dass der Mensch den Klimawandel verursacht hat. Aus diesem Grund verhält er sich klimabewusst.

Drei weitere Typen teilen diese Einstellung und verhalten sich ebenfalls klimabewusst: Menschen, die intensiv Fachliteratur und Wissenschaftssendungen verfolgen, im Internet recherchieren und sich viel über das Thema austauschen. Eine zweite Gruppe informiert sich hauptsächlich über Social-Media-Plattformen wie Facebook und kommuniziert dort. Der dritte Typ umfasst Menschen, bei denen eine Umweltkatastrophe oder ein einzelner Film das Problembewusstsein geschärft und sie aktiviert hat, sich klimabewusst zu verhalten. Besonders häufig nannten sie den Kinofilm „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore.

Die übrigen Typen haben gemeinsam, dass sie am menschgemachten Klimawandel zweifeln und sich deshalb nicht klimafreundlich verhalten. Zum einen sind dies Menschen, die traditionelle Medien nutzen. Sie interessieren sich nicht für das Thema und recherchieren auch nicht selbst dazu. Dies sind häufig ältere Menschen, die das Internet kaum nutzen. Zum anderen finden sich in dieser Gruppe Personen, die den Massenmedien gegenüber skeptisch sind. Sie misstrauen Berichten aus Zeitung, Radio oder TV und suchen daher alternative Informationen in Internetforen und Blogs. Wie häufig die ermittelten Typen jeweils in der Bevölkerung vertreten sind, untersuchen wir derzeit in einer repräsentativen Umfrage mit mehr als 1000 Personen.