Lausanne. Das komplette menschliche Gehirn auf einem Supercomputer zu simulieren – dieses Ziel verfolgen Wissenschaftler im „Human Brain Project“. Am Montag fiel in Lausanne der offizielle Startschuss für die auf zehn Jahre angelegte Initiative, bei der Hirnforscher, Ärzte, Informatiker, Physiker und Mathematiker aus 23 Ländern zusammenarbeiten.

Das Projekt soll den Forschern Untersuchungen und Experimente an einem virtuellen Gehirn ermöglichen, die am lebenden Objekt aus praktischen oder ethischen Gründen nicht möglich wären. Neurowissenschaftler etwa sollen es so künftig leichter haben, die Struktur und Arbeitsweise des gesunden, aber auch des erkrankten Gehirns besser zu verstehen.

In einem weiteren Schritt wollen die Forscher individuell zugeschnittene Behandlungen für Erkrankungen wie Demenz, Depression, Sucht oder Parkinson entwickeln. Das Gesamtbudget für das Projekt wird auf mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt. In Deutschland ist zum Beispiel das Forschungszentrum Jülich beteiligt, auf dessen Supercomputern die Simulationen laufen sollen.

Das „Human Brain Project“ ist eines von zwei Vorhaben, die von der EU zu Jahresbeginn als Flaggschiffe der Spitzenforschung ausgewählt worden waren. Das zweite Programm befasst sich mit der Erforschung des Werkstoffs Graphen, mit dem sich womöglich neuartige, schnellere Computerchips herstellen lassen.