Der Sternenhimmel über Hamburg im Oktober

Hamburg. Zum Monatsauftakt und Monatsende schmückt eine prächtige Mondsichel den Morgenhimmel vor Sonnenaufgang. Am 5. Oktober ist Neumond. Erst ab dem 9. Oktober macht sich Mondschein am Abendhimmel bemerkbar. Am 12. wandert der Halbmond abends durch das südliche Sternbild Schütze; am 19. Oktober erreicht der Mond im Sternbild der Fische die Vollmondstellung.

Bei diesem Oktober-Vollmond kommt es zu einer Mondfinsternis, die allerdings nicht spektakulär ist, denn der Mond zieht dabei nur durch den Halbschatten der Erde – vom Mond aus gesehen verfinstert die Erde die Sonne nicht vollständig, sondern nur partiell. Die Finsternis beginnt kurz vor Mitternacht; man wird jedoch wohl erst etwa eine Stunde später eine leichte Abdunkelung der südlichen Teile des Vollmondes bemerken, die in der Vollmondnacht kurz vor zwei Uhr morgens am 20. Oktober ihren Höhepunkt erreicht.

In den Nächten danach zieht der abnehmende Mond im Tierkreis weiter, bis er am Monatsende im Löwen als schmale Sichel nur noch in der Morgendämmerung zu sehen ist.

Bis gegen Mitternacht können wir keinen der helleren Planeten mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen. Auch der Abendstern, der helle Planet Venus, ist in unseren Breitengraden nur in der Abenddämmerung zu sehen und auch dann nur ganz horizontnah im Südwesten. Venus wandert vom Sternbild Waage in den Schlangenträger und weiter in den Skorpion. Mitte des Monats zieht der helle Planet an Antares im Skorpion vorbei. Leider geht Venus aufgrund ihrer südlichen Stellung im Tierkreis bereits in der Dämmerung unter. Saturn und Merkur sind im Oktober vollends im Glanz der Sonne verschwunden und bei uns nicht zu sehen.

Die typischen Sternbilder des Herbstes stehen abends hoch über uns am Himmel, darunter die Zickzacklinie des „Himmels-Ws“, das von den hellsten Sternen der Kassiopeia gebildet wird. Die mittlere Spitze des „Ws“ deutet in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont, finden wir jetzt die sieben Sterne des Großen Wagens.

Wenn das Himmels-W jetzt hoch über uns fast senkrecht am Himmel steht, sollten wir auch mal nach unten sehen – auf unsere Füße. In dieser Richtung, senkrecht unter uns, befindet sich jetzt das Kreuz des Südens. Beide Sternbilder – Cassiopeia und Crux – stehen sich nämlich am Himmel genau gegenüber. Während das Himmels-W bei uns niemals untergeht, geht das Kreuz des Südens bei uns niemals auf – es ist zu nahe am südlichen Himmelspol gelegen. Für Bewohner Kapstadts ist die Situation umgekehrt: Das Kreuz ist permanent am Nachthimmel – während Kassiopeia dort niemals aufgeht.

Das auffällige „Sommerdreieck“ mit den Sternen Wega (im Sternbild Leier), Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler) ist bereits nach Südwesten gerückt. Und durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße hoch über unseren Kopf – hinauf zum Himmels-W und zum Osthorizont.

Über dem Osthorizont funkelt der helle Stern Capella im Fuhrmanns – ein typisches Wintersternbild. Etwas tiefer der rötliche Hauptstern Aldebaran im Stier. Schon mit bloßem Auge erkennen wir auch rund um Aldebaran den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und daneben die wie eine Miniausgabe des Großen Wagens geformte Sternengruppe der Plejaden – das „Siebengestirn“.

Tief im Süden funkelt im Horizontdunst der Stern Fomalhaut, hellster Stern im Sternbild Südlicher Fisch. Ringsherum tummeln sich weitere Geschöpfe aus dem wässrigen Element: Links neben Atair, über dem Steinbock, die auffällige, jedoch kleine Sternfigur des Delfins und weiter östlich am Horizont die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische sowie südlich davon der Walfisch.

Höher finden wir Pegasus, das der griechischen Sage nach ein weiß-geflügeltes Pferd darstellt, das aus dem Meer auftaucht und himmelwärts galoppiert. Pegasus soll den Dichtern zu ihren Gedankenflügen verhelfen. Die drei hellsten Sterne dieses Sternbildes gehören zum „Herbstviereck“, das nun halbhoch im Süden platziert ist und im Laufe der Nacht nach Westen driftet. Ein auffälliges und leicht zu merkendes Muster am Herbsthimmel! Der vierte Stern, der nordöstlichste im Herbstviereck, ist bereits der Hauptstern Alpha im Sternbild Andromeda. Im Sternbild Andromeda finden wir unsere Nachbarmilchstraße, den Andromedanebel. Als scheinbar nebeliger Lichtfleck ist er zwischen dem Himmels-W der Kassiopeia und dem Herbstviereck zu entdecken. Mit einem Fernglas erkennen wir seine längliche Form. Dieser anscheinend so winzige Nebelfleck ist eine eigene Milchstraße mit mehr als 200 Milliarden Sternen und mit 2,2 Millionen Lichtjahren Distanz das fernste Objekt, das wir mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennen können.

Gegen Mitternacht zeigt sich über dem Osthorizont ein auffällig helles Gestirn, das kein „Funkeln“ zeigt – es ist der „König der Planeten“, der Jupiter. Man kann ihn in der zweiten Nachthälfte gar nicht übersehen. Jupiter wandert im Sternbild Zwillinge – Kastor und Pollux, die beiden hellsten Sterne in diesem Tierkreissternbild, funkeln links über dem viel heller leuchtenden Planeten. Bis zum Ende der Nacht steigt der Riesenplanet hoch hinauf in die Himmelsmitte, und so bietet sich uns bei Beginn der Morgendämmerung ein prächtiges Himmelsgemälde: Jupiter hoch über dem Wintersternbild Orion und links darunter am Südhorizont der hell funkelnde Sirius. Auch der Mars gesellt sich dazu. Etwa vier bis fünf Stunden vor der Sonne taucht der rötliche Planet über dem Osthorizont auf. Er zieht in diesem Monat durch das Sternbild Löwe und passiert zur Monatsmitte Regulus, den hellsten Stern dieses Tierkreissternbilds.

Gleich daneben steht auch noch der Komet Ison, der mit Mars quasi im Tandem unterwegs ist, da er tatsächlich knapp an unserem Nachbarplaneten vorbeifliegt. Allerdings ist der Komet nur mit einem Fernrohr oder Fernglas für den erfahrenen Beobachter als noch lichtschwaches nebliges Fleckchen zu finden. Ende November kommt es dann zu einem dramatisch engen Vorbeiflug an der Sonne. In den ersten Dezembertagen kann dieser Schweifstern dann möglicherweise auch bei uns mit bloßem Auge gesehen werden.

Aber ein weiterer Komet, der berühmte Halleysche Komet, kehrt ebenfalls in diesen Tagen an unseren Himmel zurück – allerdings in kleinen Stücken. In den frühen Morgenstunden besteht die beste Chance: Dann bekommen wir verglühende Brösel des wohl berühmtesten Kometen zu Gesicht. Denn die Erde passiert alljährlich bei ihrem Rundlauf um die Sonne zu dieser Zeit die Bahn des Kometen. Winzige Splitter dieses schmutzigen „Schneeballs“ prallen so auf unsere Lufthülle und verglühen. Die Leuchtspuren dieser Sternschnuppen scheinen alle aus dem Sternbild Orion zu stammen und so ist dieser alljährliche Meteorschauer als die „Orioniden“ bekannt. Etwa 15 Sternschnuppen pro Stunde sind unter idealen Bedingungen sichtbar. Bis zum 21. Oktober steigt die Zahl langsam an. Allerdings wird der Mond uns stören, denn er steht dann die ganze Nacht am Himmel. Daher besser bis zur Monatsmitte Ausschau halten!

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne