Frankfurt. An Kinder in Deutschland werden nach Ansicht des Mediziners Herbert Renz-Polster zu viele Ansprüche von außen herangetragen. Vor allem die Wirtschaft übe einen ungeheuren Druck auf Heranwachsende und ihre Familien aus, sagte der Entwicklungsforscher der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wenn wir heute über frühe Bildung reden, dann ging die Forderung nach möglichst schneller kognitiver Hochrüstung in den vergangenen Jahren stark von Wirtschaftsverbänden aus.“ Viele Eltern seien selbst von den Veränderungen der Arbeitswelt verunsichert.

Der Kinderarzt, der zusammen mit Gerald Hüther das Buch „Wie Kinder heute wachsen“ veröffentlichte, rät zu Gelassenheit und zu mehr Freiheiten. Er sei „sicher nicht der Bullerbü-Typ“ und vertrete die Ansicht, dass Eltern auch Regeln für ihren Nachwuchs setzen müssten. Aber umgekehrt bräuchten Kinder Zeit und Raum, um zu Persönlichkeiten reifen. Eltern sollten sich von der Vorstellung verabschieden, alles sei planbar und jedes Risiko fürs Kind vermeidbar. Ein Kind, das zu laufen beginnt, dürfe auch mal hinfallen. Ein geschulter Körper sei „viel widerstandsfähiger“.