Michael Krumm, Literaturwissenschaftler aus Lauenburg:

Mit der Herkunft des Begriffs aus dem 19. Jahrhundert steht es wie mit dem Schlitzohr selbst: ziemlich undurchsichtig. Es gibt gleich eine Reihe von Herleitungen. So mag der Hintergrund in der mittelalterlichen Bestrafung von Betrug durch Ohrabschneiden liegen. Denkbar wäre auch, dass man glaubte, Gauner seien mit dem Teufel im Bunde, denn den stellte man sich gerne mit Schlitzen in den Ohren vor. Eine vielversprechende Erklärung bezieht sich auf den goldenen Ohrring der wandernden Handwerksgesellen. Dieser diente als Erkennungsmerkmal und Notgroschen. Hatte sich ein Geselle unehrenhaft verhalten, so wurde ihm der Ohrring herausgerissen – dem Halunken blieb ein Schlitzohr.

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