Berlin. Ungeborene entwickeln bereits im Mutterleib ein erstes Sprachgedächtnis. Das schlussfolgern finnische Forscher anhand der Gehirnaktivität von Säuglingen, deren Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig ein Sprachtraining auf CD gehört hatten. Wie das Team im Fachblatt „Proceedings“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA berichtet, erinnern sich die Kinder an häufig gehörte Laute aus der Zeit vor der Geburt.

Die Wissenschaftler begleiteten rund 30 Frauen von der 29. Schwangerschaftswoche an. Der Hälfte der Gruppe gaben sie vor, bis zur Geburt an fünf Tagen pro Woche Aufnahmen des Wortes „tatata“ anzuhören – 15 Minuten lang und möglichst zur selben Tageszeit. Im Durchschnitt hörten die Föten die Lautfolge „tatata“ in unterschiedlichen Varianten vor ihrer Geburt rund 25.000-mal. Die zweite Gruppe erhielt kein Lernmaterial.

Nach der Geburt verglichen die Forscher die Reaktionen von Kindern beider Gruppen auf die Worte von der Trainings-CD sowie aufs Hören neuer Varianten. Dabei überwachten sie die Gehirnaktivität: Ein Anstieg zeugt von einem besser entwickelten Nervensystem. Bei neuen Wortvarianten war dies vor allem bei jenen Kindern der Fall, die bereits als Ungeborene mit dem „tatata“ und seinen Abwandlungen konfrontiert worden waren. Stark reagierten auch Kinder, deren Mütter das Training besonders häufig gehört hatten.

Den Autoren zufolge legen die Ergebnisse ihrer Untersuchung nahe, dass Kinder leichter sprechen lernen, wenn sie vor der Geburt systematisch mit Sprache konfrontiert werden. Das Nervensystem werde so auf akustische Feinheiten vorbereitet.