Berlin. Wenn ein Wolf sein Rudel verlässt, heulen die zurückgebliebenen Wölfe. Forscher in Österreich fanden jetzt heraus, dass sich aus diesem Heulen herauslesen lässt, welchen Status das abwesende Tier in seinem Rudel hat. Das berichtet die US-Fachzeitschrift „Current Biology“ in ihrer neuen Ausgabe. Für die Studie hatten Wissenschaftler im Wolfsforschungszentrum des Wildparks Ernstbrunn bei Wien die Heul-Muster von neun Tieren aus zwei Rudeln untersucht. In dem Zentrum werden die Wölfe täglich einzeln an der Leine ausgeführt. Die zurückbleibenden Wölfe beginnen dann zu heulen.

Um herauszufinden, ob dieses Heulen durch Stress ausgelöst wird, maßen die Wissenschaftler die Konzentration von Stresshormonen bei den Tieren. Zugleich sammelten sie Informationen über den Status jedes einzelnen Wolfs in seinem Rudel und über seine bevorzugten Partner. Bei den Spaziergängen einzelner Wölfe beobachteten sie die Reaktionen der übrigen Tiere. Dabei zeigte sich, dass die Wölfe umso länger heulten, je enger ihre Bindung an das gerade abwesende Tier war, die Dauer des Heulens war auch von dessen Rang im Rudel abhängig. Hingegen hatte das Ausmaß des Heulens nichts mit dem Niveau des Stresshormons Cortisol zu tun. Schlussfolgerung: Das Heulen drückt keinen Stress aus, sondern spiegelt die „Qualität der Beziehungen“ unter den Wölfen wider. Die Erkenntnisse legten nahe, „dass die soziale Beziehung mehr über die zu beobachtenden Variationen im Heulverhalten erklären kann als der emotionale Zustand des Wolfs“, sagte die Biologin Friederike Range von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie vermutet, dass Wölfe bis zu einem gewissen Grad ihr Geheul flexibel einsetzen könnten – um Kontakt zu halten oder sich leichter wieder mit Wölfen zu vereinen.