Forscher sind dabei, die Orientierung der Tiere an den Sternen zu entschlüsseln

Frankfurt. Die Mauersegler sind nach drei Monaten Brutzeit in Deutschland wieder gen Süden gestartet. Sie sind die ersten Vögel, die von der Zugunruhe erfasst werden – und mit 160 km/h auch die schnellsten.

Wo die Schwalben überwintern, fragte sich schon der griechische Philosoph Aristoteles im 4. Jahrhundert vor Christus. Er wähnte sie in Schlafstarre auf dem Grund von Seen. Mit zunehmender Sonne kämen sie ans Licht – eine Theorie, die sich bis in die Neuzeit hielt. Selbst Carl von Linné, Erfinder der biologischen Systematik, bezog sich im 18. Jahrhundert auf die Antike. 1889 wurden erstmals Vögel beringt, um sie verfolgen zu können: eine neue Zeitrechnung für Ornithologen. Johannes Thienemann erhielt 1903 die ersten Rückmeldungen über Nebelkrähen, denen er Ringe angelegt hatte: Sie waren über Pommern abgeschossen worden.

In Deutschland beringen etwa 940 Helfer jährlich 234.000 Vögel“, schätzen Claus-Peter Lieckfeld und Veronika Straaß, Autoren des Buches „Mythos Vogel“. Ultraleichte Peilsender können heute auch kleinen Zugvögeln angelegt werden. Mittlerweile sind die Zugrouten von mehr als 100 Arten bekannt.

Weißstörche, die bis zu 500 Kilometer am Tag zurücklegen, ziehen über zwei Routen: Aus Südwestdeutschland über Spanien nach Westafrika, alle anderen um das östliche Mittelmeer herum über den Bosporus nach Afrika.

Restlos erforscht ist die Navigation der Zugvögel noch nicht. „Der Sonnenkompass ist eine Lernleistung der Vögel, der Sternenkompass ist teilweise angeboren“, sagt Wolfgang Wiltschko von der Uni Frankfurt. „Aber wir haben ihn noch nicht durchschaut.“