Der Himmel über Hamburg im August

Hamburg. Im August können wir endlich wieder einen dunklen Nachthimmel genießen, denn unsere Sonne sinkt nun bereits früher und tiefer unter den Horizont als im Juni und Juli. Beste Voraussetzungen für die vielen Sternenschnuppen in diesem Monat! Und bis zum Maximum der Sternschnuppen der Perseiden am Morgen des 11. August stört uns auch kein Mondlicht bei unserer Sternenbeobachtung: Der Vollmond erobert erst am 20. August die ganze Nacht.

Wer Planeten sucht, der muss bereits in der Abenddämmerung Ausschau halten. Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang wird tief im Westen die Venus für kurze Zeit sichtbar. Am besten nimmt man den Mond zu Hilfe, um Venus schon in der hellen Abenddämmerung zu sehen: Am Abend des 9.August – drei Tage nach Neumond – stattet der zunehmende Mond der Venus einen Besuch ab. Venus steht dann weniger als eine Handbreite über der Mondsichel im Tierkreissternbild Löwe. Am darauffolgenden Abend, am 10.August, wechselt der Mond in das nächste Tierkreissternbild Jungfrau und Venus folgen bereits am nächsten Tag nach.

Vom 12. auf den 13. August steht die Mondsichel unterhalb des Saturns, der am südwestlichen Himmel bei Ende der Dämmerung noch zu sehen ist. Saturn wird in den kommenden Wochen zunehmend schwieriger zu sehen sein, denn er geht nun immer früher unter – am Monatsanfang gegen 24 Uhr und am Monatsende bereits gegen 22 Uhr.

Hoch über unseren Köpfen funkelt der hellste Stern des Sommerdreiecks. Es ist die Wega im Sternbild Leier. Fast ebenso hoch wie Wega steht „links“ (also östlich) von ihr der Stern Deneb im Schwan, während unterhalb der beiden der etwas schwächere Atair die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Alle drei Sterne gehören dem Spektraltyp A an. Dies bedeutet, dass diese fernen Geschwister unserer Sonne eine nahezu vergleichbare Farbe und Oberflächentemperatur besitzen: etwa 8000 bis 10.000 Kelvin.

Wega ist rund 25 Lichtjahre von uns entfernt und besitzt eine ausgedehnte Scheibe aus Staub und Gestein, die im Jahre 1980 durch den Infrarot-Satelliten IRAS entdeckt wurde. Auch unsere Sonne hatte in ihrer Jugendphase einen solchen Trümmerring, bevor sich daraus die Planeten unseres Sonnensystems bildeten. Auch Wega könnte Planeten besitzen – allerdings wären sie wohl kaum schon belebt, denn Leben wie auf der Erde benötigt nach allem, was wir heute wissen, etwa eine Milliarde Jahre, um sich auf einem Planeten, der einen Stern umkreist, zu etablieren. Und im Unterschied zur viereinhalb Milliarden Jahre alten Sonne und Erde ist Wega „nur“ einige zig Millionen Jahre alt und damit vergleichsweise zu jung.

Westlich, also „rechts“ der Wega, zeigt sich abends eine eher unscheinbare Sternregion hoch im Süden. Von alters her wurden die Sterne dieses Gebietes als männliche Heldengestalt angesehen. Bei den Babyloniern war es Gilgamesch, der am Anfang der Welt das Chaos besiegt hatte, bei den Phöniziern der Gott des Ozeans, Melkarth – und schließlich Herakles bzw. Herkules bei den Römern. In unseren nördlichen Breiten „hängt“ der Held kopfüber, mit den Beinen nach oben gerichtet am Himmel. Ein Bein ist abgewinkelt, so als würde er knien – der Stern Alpha Herculis trägt daher auch den arabischen Eigennamen Ras Algethi, was soviel wie „der Kopf des Knienden“ heißt.

Die Erde kreuzt um den 11. August die Umlaufbahn des Kometen Swift-Tuttle

Die vier zentralen Sterne des Herkules bilden ein markantes, kleines Trapez. Dort finden wir auch den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Sternenhimmel: Messier 13. Schon für das unbewaffnete Auge ist M13 als „diffuser Stern“ erkennbar. Tatsächlich ist es das Licht von etwa 100.000 Sternen, die aus dem Vorhof unserer Milchstraße zu uns herüberleuchten. Das Lichtband der Milchstraße selbst ist nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter, in voller Pracht zu sehen. Vom Sternbild Schütze tief am Südhorizont zieht sie sich steil empor durch das Sommerdreieck.

In den Stunden nach Mitternacht ist unser Blick zum Himmel zunehmend in die Flugrichtung der Erde um die Sonne gerichtet; wir haben die Frontsitze für eines der großartigsten Schauspiele, das uns die Natur bietet: Den Meteorschauer der Perseiden! Es sind verglühende Trümmer eines Kometen.

Die Erde kreuzt bei ihrem Umlauf um die Sonne jedes Jahr um den 11.August die Bahn des Kometen Swift-Tuttle und pflügt durch die von ihm zurückgelassene Querstraße aus Staubteilchen. Wie Regentropfen, die gegen die Frontscheibe eines Autos prasseln, treffen dabei Staubpartikel auf die Erdatmosphäre über uns und erzeugen in etwa 100 Kilometer Höhe einen leuchtenden Schlauch ionisierter Luft. Einige der verglühenden Partikel werden hell genug, um auch über der Großstadt sichtbar zu werden. Oft leuchten diese Meteore auch längere Zeit nach.

Das alljährliche Sternschnuppenschauspiel ist schon seit langer Zeit beobachtet worden. Von Katholiken in Italien, Deutschland und England wurde es mit dem heiligen Laurentius in Verbindung gebracht. Dieser Märtyrer war am 10.August des Jahres 258 in Rom hingerichtet worden. Seine Tränen aus Feuer fallen der Sage nach daher jedes Jahr vom Himmel um diese Zeit – die Laurentius-Tränen.

Etwas Geduld ist nötig, aber in den Nächten vom 5. bis 15.August sollten Sie alle paar Minuten eine solche Sternschnuppe sehen können. Die Mehrheit der lichtschwächeren Meteore ist nur von einem dunklen Standort abseits der Lichtfülle der Großstadt sichtbar. Verlängert man ihre glühenden Leuchtspuren zurück, so scheinen sie alle von einem Punkt im Nordosten, dem Radianten im Sternbild Perseus an der Grenze zum Himmels-W auszustrahlen. Daher ist dieser alljährliche Meteorschauer auch als Perseiden bekannt.

Die zweite Nachthälfte hat im August nicht nur viele Sternschnuppen zu bieten, sondern noch weitere Highlights. Da ist zunächst der Planet Jupiter, der Nacht für Nacht immer früher erscheint – zu Monatsbeginn geht der helle Planet noch um 3 Uhr auf, am Monatsende bereits kurz nach 1 Uhr Sommerzeit. Er ist kaum zu übersehen, da er heller als alle Sterne im Tierkreissternbild Zwillinge leuchtet. Zu Monatsbeginn folgt der Planet Mars dem Jupiter nur wenige Minuten später.

In den ersten zwei Monatswochen ist unterhalb von Mars auch noch der sonnennahe Merkur in der Morgendämmerung zu finden. Besonders prächtig ist der Anblick am 4.August gegen 4.30 Uhr, denn dann flankiert die Sichel des abnehmenden Mondes das Planetentrio Merkur-Mars-Jupiter.

Zum Finale der Nacht gehört auch Sirius, der hellste Fixstern und Hauptstern im Großen Hund, denn er taucht wieder in der Morgendämmerung auf. Gegen Mitte August wird der Hundsstern wieder am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang sichtbar, knapp über dem Südosthorizont. Tatsächlich galt dies schon in alten Zeiten, insbesondere im alten Ägypten – als wichtiges Zeitzeichen im jährlichen Kalender. Auch bei uns – denn die heißen Sommertage im August sind im Volksmund als Hundstage bekannt.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen- Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne