Saarbrücken. Der Eisbär Knut war der Star des Zoologischen Gartens in Berlin. 2011 starb das von Hand aufgezogene Tier. Seitdem haben Forscher um den Genetiker Jens Mayer von der Universität des Saarlandes das Erbgut des Eisbären untersucht. Dabei entdeckten sie Spuren von bisher unbekannten Retroviren. Spuren der gleichen Erreger hätten sie auch im Erbgut des 2012 gestorbenen Pandas Bao Bao gefunden, berichten die Forscher im Journal „Virology“. In ihrer Studie zeigten sie, dass sich diese Viren vor 45 Millionen Jahren in das Genom eines Vorfahren der Bären eingebaut haben.

Die Arbeit liefere neue Erkenntnisse zum Verständnis der Evolution von Retroviren, erläutert Jens Mayer. Die Erreger hätten sich einst in das Genom von Keimzellen ihres Wirts eingebaut. Von da ab konnten sie von einer Generation an die nächste und im Laufe der Evolution an neu entstehende Arten vererbt werden. Auch die Vorfahren des Menschen wurden bereits von Retroviren infiziert; das schließen Forscher aus den Spuren, die etwa 40 verschiedene Arten der Erreger in unserem Erbgut hinterlassen haben.

Hin und wieder sind Retroviren wohl vom Tier auf den Menschen übergesprungen – das HI-Virus etwa kam anfangs nur in Affen vor. Untersuchungen des Erbguts von Tieren wie Knut könnten dazu beitragen, die Wege der Viren besser nachzuvollziehen, sagt Jens Mayer.