Junge Zebrafinkenmännchen können den Gesang des Vaters von ihrem Bruder lernen

Seewiesen. Vogelgesang wird ähnlich wie die menschliche Sprache meist von Generation zu Generation durch Imitationslernen weitergegeben. Obwohl der Gesang in der Regel von einem erwachsenen Vorbild erlernt wird, gibt es auch Hinweise zum Lernen unter Geschwistern. Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben beobachtet, dass junge Zebrafinken, die ohne Väter aufwuchsen, ihren Gesang indirekt von ihren Brüdern lernen konnten, die kurzzeitig Kontakt zum Vater hatten. Somit kann ein Jungvogel genauso als Gesangsvorbild dienen wie ein erwachsenes Tier.

Sébastien Derégnaucourt und Manfred Gahr ließen junge Zebrafinkenmännchen bis zum Alter von 14 Tagen von beiden Eltern aufziehen. Danach wurde die Mutter mit den Jungvögeln vom Vater getrennt, da die jungen Männchen ab einem Alter von ungefähr zwei Wochen beginnen, ihre Gesänge zu erlernen. Im Alter von einem Monat brachten die Forscher einen der Söhne für eine Woche wieder mit dem Vater zusammen, damit er dessen Gesänge hören konnte. Der andere Sohn wurde hingegen ohne Kontakt zum Vater gehalten. Eine Woche später wurden beide Brüder, getrennt vom Vater, wieder zusammengesetzt.

Es zeigte sich, dass die Söhne, die Kontakt zu ihrem Vater hatten, wie erwartet dessen Gesänge lernten. Diese Söhne konnten ihre Gesänge dann an ihre vom Vater isolierten Brüder weitergeben. Deren Gesang war danach dem Gesang des Bruders ähnlicher als dem des Vaters.