Paris. Mithilfe von im Gehirn angebrachten Elektroden sollen Epileptiker künftig vor drohenden Anfällen gewarnt werden. Australische Wissenschaftler brachten bei Patienten Sensoren an, die elektrische Impulse an der Gehirnoberfläche messen. Wie in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins „The Lancet Neurology“ beschrieben wird, waren die Elektroden mit einem kleinem Gerät verbunden, das an der Brust der Patienten unter der Haut implantiert wurde. Von dort wurden die gemessenen Daten an ein weiteres Gerät gesendet, das die Wahrscheinlichkeit für einen Anfall berechnet.

Bei großer Wahrscheinlichkeit für einen Anfall leuchtete das Gerät rot auf, bei gemäßigtem Risiko weiß, bei geringem Risiko blau. „Zu wissen, wann sich ein Anfall anbahnt, könnte die Lebensqualität und Unabhängigkeit von Menschen mit Epilepsie erheblich verbessern“, schreibt Studienleiter Mark Cook von der Universität Melbourne. Epileptiker könnten so gefährliche Situationen beim Autofahren oder Schwimmen vermeiden. Auch müssten die Patienten Medikamente gegen Anfälle nur noch dann einnehmen, wenn diese unmittelbar bevorstehen, und nicht mehr regelmäßig zu sich nehmen.

Das Gerät wurde an 15 Patienten im Alter zwischen 20 und 65 Jahren getestet, die zwei bis zwölf Anfälle pro Monat hatten, obwohl sie mit zwei antiepileptischen Mitteln behandelt wurden.

Laut der Weltgesundheitsorganisation leiden weltweit rund 50 Millionen Menschen unter Epilepsie. Dabei führen starke elektrische Entladungen in bestimmten Teilen des Gehirns zu Zuckungen oder schweren Krampfanfällen. Laut der Studie gelingt es aber 30 bis 40 Prozent der Patienten nicht, die Erkrankung mit Medikamenten zu kontrollieren.

In einem Kommentar in der Fachzeitschrift bezeichneten Forscher der Uni Bonn die Entwicklung als größeren Meilenstein in der Epileptologie, sagten aber auch, dass es noch unklar sei, ob die Funktion für die klinische Anwendung ausreichend sei.