Die Schlüssellochchirurgie ist mittlerweile den herkömmlichen Methoden ebenbürtig, und die Patienten sind schneller wieder auf den Beinen. Vorsorgeuntersuchungen spielen eine wichtige Rolle.

Hamburg. Die schonenden Methoden der Schlüssellochchirurgie mit ihren kleinen Schnitten haben sich etabliert. Mittlerweile sind die Ergebnisse mit denen von herkömmlichen Operationen ebenbürtig, auch wenn es sich um größere Eingriffe handelt. So haben jetzt zwei neue Studien gezeigt, dass bei der Entfernung bösartiger Darmtumoren die Schlüssellochtechnik und die offene herkömmliche Operationsmethode keine wesentlichen Unterschiede in den Behandlungserfolgen aufweisen.

„Bei der Schlüssellochtechnik legen wir in der Regel vier kleine Hautschnitte an. Drei davon, durch die wir die Kamera und die Instrumente in den Bauchraum vorschieben, sind etwa zwei Zentimeter groß. Der vierte Schnitt ist zwischen sechs und zehn Zentimeter lang, da über diesen Weg der befallene Darmanteil geborgen werden kann. Die Bauchmuskulatur wird dabei nicht durchtrennt. Bei einer offenen Operation hingegen brauchen wir in der Regel einen Hautschnitt von wenigstens 20 Zentimetern und die Bauchmuskeln werden vollständig durchtrennt“, erklärt Dr. Thies Daniels, Chefarzt der Chirurgie im Hamburger Albertinen-Krankenhaus.

Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung

Für Patienten, die wegen eines bösartigen Tumors im Mastdarm operiert wurden, bedeutet das laut der internationalen Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde: In der Sicherheit gibt es bei beiden Verfahren keine Unterschiede. Aber bei der Schlüsselloch-OP kommt es zu einem geringeren Blutverlust, die Patienten sind schneller wieder auf den Beinen und können das Krankenhaus schneller verlassen. Erste Ergebnisse einer großen weiteren Studie, die jetzt im „British Journal of Surgery“ veröffentlicht wurden, bestätigen diese Ergebnisse.

Doch die Schlüssellochmethode kommt beim Enddarmkrebs nicht für alle Patienten infrage: „Wenn das Becken zu eng oder der Patient stark übergewichtig ist, stößt das Verfahren an seine Grenzen“, sagt Daniels. Und wenn der Tumor zu groß oder bereits in Nachbarorgane eingebrochen sei, könnten die feinen, dünnen Instrumente, die bei der Schlüssellochtechnik verwendet werden, das harte Gewebe nicht mehr richtig beiseite drängen, sagt der Chirurg, der bei den meisten seiner Darmkrebspatienten die Schlüssellochmethode anwendet.

Ob der Darmkrebs, der in Deutschland mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste Krebserkrankung ist, heilbar ist, hängt wesentlich davon ab, wann er erkannt wird. „Die Heilungschancen sind heute sehr viel besser als früher. In den Anfangsstadien erreichen wir in der Regel immer eine Heilung. Und seit Mitte der 70er-Jahre geht die Sterberate kontinuierlich zurück“, sagt Daniels.

Für die Früherkennung spielt die regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen eine wichtige Rolle: die Untersuchung einer Stuhlprobe auf Blut (ab dem Alter von 50 Jahren) und besonders die Darmspiegelung, die im Rahmen der Vorsorge für alle gesetzlich Versicherten ab 55 Jahren im Abstand von zehn Jahren kostenlos ist. „Die Vorsorgeuntersuchung ist häufiger der Weg, durch den die Erkrankung bei Frauen erkannt wird. Männer nehmen wesentlich seltener an diesen Untersuchungen teil. Sie gehen meist erst zum Arzt, wenn sie bereits an Verstopfung leiden oder Blut im Stuhl bemerken“, sagt Daniels.

Bei Befall der Lymphknoten sind weitere Therapien nötig

Besteht der Verdacht auf einen bösartigen Tumor im Darm, steht eine ganze Reihe von Untersuchungen an. Dazu gehören eine Dickdarmspiegelung, eine Computertomografie oder eine Kernspinuntersuchung, beim Mastdarmkrebs eine Ultraschalluntersuchung über den Enddarm sowie bei allen Dickdarmkrebsen eine Ultraschalluntersuchung der Leber. Denn Metastasen des Krebses bilden sich am häufigsten in der Leber und in den Lymphknoten, seltener in der Lunge.

Stellt sich bei diesen Untersuchungen heraus, dass bereits Lymphknoten oder andere Organe befallen sind, werden neben der Operation noch zusätzliche andere Therapien durchgeführt. „Dann wird der Operation eine Bestrahlung und eine Chemotherapie vorgeschaltet und nach der Operation die Chemotherapie weitergeführt“, erklärt der Chirurg.

Das Anlegen eines künstlichen Darmausgangs, vor dem sich viele Patienten fürchten, ist heute fast nur noch bei tief sitzenden Mastdarmtumoren nötig und auch dann meist nur vorübergehend: „In der Regel müssen wir heute einen künstlichen Darmausgang nur noch für drei bis fünf Monate anlegen, bis alles abgeheilt ist. Dann wird der Darmausgang zurückverlegt“, erklärt Daniels. Insgesamt dauere die Behandlung eines solchen Mastdarmkrebses dann etwa ein Dreivierteljahr.