Erzeugter Biokraftstoff ist mit herkömmlichen fossilen Kraftstoffen identisch. Er könnte somit direkt eingesetzt werden, ohne dass etwa Automotoren angepasst werden müssten, schreiben Forscher in einem Fachjournal.

Exeter. Gentechnisch veränderte Darmbakterien können Dieselkraftstoff herstellen. Das haben britische Forscher zumindest im Labor nachgewiesen. Das Besondere an dem Verfahren sei, dass der erzeugte Kraftstoff mit herkömmlichen fossilen Kraftstoffen chemisch identisch sei. Er könnte somit direkt eingesetzt werden, ohne dass etwa Automotoren angepasst werden müssten, schreiben die Forscher im Fachjournal „PNAS“. Allerdings befinde sich das Verfahren noch in einem sehr frühen Stadium. An der Untersuchung waren auch Forscher des Shell Technology Centers in Thornton beteiligt.

Grundstoff für die Dieselherstellung sind freie Fettsäuren. Escherichia-coli-Bakterien können diese Fettsäuren zu den verschiedenen Kohlenwasserstoffen umwandeln, aus denen Diesel-kraftstoff besteht. Dazu mussten die Forscher um Thomas Howard von der Universität Exeter in Großbritannien das Erbgut der Darmbakterien allerdings verändern. Sie kultivierten die Bakterien zunächst in einem Medium, das eine Mischung von Fettsäuren enthielt. Daraufhin produzierten die Bakterien verschiedene Alkane und Alkene, die chemisch mit denen in herkömmlichem Dieselkraftstoff identisch waren. Später veränderten die Forscher den Stoffwechsel der Bakterien so, dass diese auch ihre eigenen Fettsäuren wunschgemäß umwandelten.

Bisher waren viele Biokraftstoffe nicht für gewöhnliche Motoren geeignet

Viele der bisher verfügbaren Biokraftstoffe müssen nach ihrer Herstellung veredelt werden. Oft sind sie für den Einsatz in gängigen Motoren nicht geeignet oder können nur als Beimischungen zu fossilen Kraftstoffen eingesetzt werden. „Konventionellen Diesel in kommerziellen Mengen durch einen Kohlenstoff-neutralen Biokraftstoff zu ersetzen, wäre ein gewaltiger Schritt in Richtung unseres Ziels, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren“, sagte Studienleiter John Love.

Damit meint Love, dass die Grundstoffe für Dieselkraftstoff hier nicht aus dem fossilen Energieträger Erdöl gewonnen werden (wodurch zusätzlicher Kohlenstoff bzw. zusätzliches CO2 frei wird), sondern aus Materialien, etwa Pflanzen, deren Kohlenstoff Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes ist. Insofern wäre dieser Kraftstoff „Kohlenstoff-neutral“.