Britischer Skandal wirft Schlaglicht auf kaum durchschaubare Handelswege

Hamburg. Nachdem vor allem in Großbritannien, aber auch in Irland, Schweden und Frankreich Pferdefleisch anstelle von Rinderhack in Fertiglasagne der Firma Findus und Hamburgern gefunden wurde, gibt es in Deutschland bislang keine Hinweise für einen solchen Fleischbetrug. Die Verbraucherzentrale Hamburg bleibt skeptisch: Wo nicht gesucht werde, lasse sich nichts finden, argumentiert sie und fordert mehr staatliche Kontrollen. Unterdessen haben Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Bayern vermehrte Kontrollen ankündigt.

Für die Lebensmittelerzeugung zugelassenes Pferdefleisch stelle kein Gesundheitsrisiko dar, schreiben die Verbraucherschützer unter www.vzhh.de. Allerdings gebe es eine aktuelle Warnmeldung der EU zu Pferdefleisch, das Phenylbutazon enthalte. Die Substanz werde bei Pferden "therapeutisch angewendet und zum Teil als Dopingmittel im Pferdesport missbraucht". Tiere, aus denen Lebensmittel produziert werden sollen, dürfen nicht damit behandelt werden.

In Deutschland kommt Pferdefleisch kaum auf die Teller, sein Anteil am Fleischkonsum liegt unter 0,05 Prozent. Typische Produkte sind Grillwurst, Gulasch und Roulade. Auch für den Rheinischen Sauerbraten wurde ursprünglich nicht Rindfleisch, sondern das zartere und fettärmere Pferdefleisch verwendet. Mageres Pferdefleisch enthält mit drei Prozent nur halb so viel Fett wie Rindfleisch und ist reicher an Eisen.

Nach EU-Recht muss Fleisch aus Pferden entsprechend gekennzeichnet sein. Beim Rindfleischbetrug scheine eine "international agierende Fälscherbande" aktiv gewesen zu sein, so Verbraucherschützer. Die Lieferkette stellte sich am Montag wie folgt dar: Ein zyprischer Zwischenhändler hatte im Auftrag des französischen Importeurs Spanghero das Fleisch bei rumänischen Schlachtbetrieben bestellt. Dort wurde es über einen niederländischen Zwischenhändler an den Verarbeiter Tavola (Luxemburg) geliefert, der unter anderem Lasagne produziert. Von dort ging es an den Auftraggeber Comigel in Metz (Frankreich), der die Produkte nach Großbritannien verkaufte.