Das Verfahren stellt eine Alternative zu herkömmlichen chemischen Beizmitteln dar , die die Umwelt mehr oder minder stark belasten.

Dresden/Güstrow. Ein Verfahren, das ohne den Einsatz von Chemie Saatgut von Pilzen, Bakterien und Viren befreit, findet seinen Weg in die Praxis. Es nutzt Elektronen, um die schädlichen Erreger abzutöten und wurde am Dresdener Fraunhofer-Institut für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) entwickelt.

Das Verfahren stellt eine Alternative dar zu herkömmlichen chemischen Beizmitteln, die die Umwelt mehr oder minder stark belasten. Die Forscher bestrahlen das Saatgut mit Elektronen, und zerstören damit das Erbmaterial der Schädlinge. Durch einen speziellen Aufbau des Geräts wirken die Elektronen nur auf der Oberfläche der Samen und in der Schale. Der Keimling im Inneren wird verschont, sodass die Behandlung die Keimfähigkeit des Saatguts nicht beeinträchtigt wird.

"Im Getreidesaatgut befanden sich früher fast nur pilzliche Erreger. Durch den Klimawandel ist es mittlerweile zunehmend von Bakterien aus dem Süden befallen, gegen die es noch keine chemischen Mittel gibt", sagt Frank-Holm Rögner, Physiker am FEP. Die Behandlung "mit niederenergetisch beschleunigten Elektronen" wirke gegen Bakterien und Pilze. Zudem könnten die Schaderreger keine Resistenzen ausbilden, so Rögner.

Bereits seit gut zehn Jahren führen die Forscher mit einer mobilen Demonstrationsanlage in ganz Deutschland Testbehandlungen durch. Dennoch bevorzugen Landwirte bislang weiterhin Beizmittel - sie nähmen "neue Ideen fachfremder Wissenschaftler selten ernst", so Rögner. Der Saatgut Nordkorn Saaten in Güstrow will das Verfahren jetzt einsetzen: Eine maßgeschneiderte Anlage soll Ende Juni in Betrieb gehen.