Karlsruhe. Sie hat Kriege mitentschieden und Liebesaffären begleitet: Mit der Kryptografie, also Geheimschrift, werden Daten vor Manipulation geschützt. Bereits der römische Feldherr Julius Caesar benutzte eine einfache Form der Verschlüsselung, um militärische Nachrichten und seine Liebesbriefe an Cleopatra zu chiffrieren. Heute macht die Verschlüsselung von Nachrichten digitale Geschäfte möglich. Der Schutz von Daten etwa durch Verschlüsselungstechnologien wird bisher aber nach Ansicht von Experten vor allem von mittelständischen Unternehmen noch viel zu wenig beachtet. "Etwa 80 Prozent aller Angriffe auf Unternehmen ließen sich verhindern, wenn die aktuelle Sicherheitstechnik angewandt würde", sagte Prof. Jörn Müller-Quade vom Karlsruher Institut für Technologie. "Mittelständlern fehlt oft das Gefahrenbewusstsein."

Gründe sieht der Wissenschaftler darin, dass die Firmen häufig ihre Bedeutung unterschätzten und ihre Daten für uninteressant hielten. Bei der Datensicherheit gehe es nicht darum, Betriebsgeheimnisse zu stehlen. Da viele kleinere Firmen Teil eines größeren Wirtschaftsgeflechts seien, könnte man etwa einen großen Autohersteller schon durch Angriffe auf seine Zulieferer schädigen, erläuterte der Leiter des Kompetenzzentrums für angewandte Sicherheitstechnologie. Es ist eines von drei Forschungszentren für Cybersicherheit, die vom Bundesforschungsministerium im März 2011 initiiert wurden. Die Forscher in Karlsruhe konzentrieren sich auf die öffentliche Sicherheit, intelligente Infrastrukturen und das sogenannte Cloud Computing, bei dem Speicherplatz, Daten und Programme ein externes Rechenzentrum ausgelagert werden.