Männliche Dominanz spielt dabei keine Rolle, so Forscher. Möglicherweise steigere die klassische Aufteilung Zufriedenheit und Verlangen.

Washington. Die Aufteilung der Hausarbeit kann die sexuelle Aktivität verheirateter Paare verringern. Das ist das Ergebnis einer Studie im Fachjournal „American Sociological Review“. Sie widerspricht der bisherigen Annahme, dass mehr männliches Engagement im Haushalt von der Frau mit mehr Sex belohnt werde. Die Auflösung des Widerspruchs liegt in der Art der Haushaltstätigkeiten.

Die Forscher um Sabino Kornrich vom Juan-March-Institut in Madrid werteten eine Befragung von 4.500 heterosexuellen, verheirateten US-amerikanischen Paaren aus den Jahren 1992 bis 1994 aus – die aktuellste zu dem Thema. Durchschnittlich verbrachten die Paare 34 Stunden pro Woche mit traditionell weiblichen Haushaltstätigkeiten wie Kochen, Putzen und Einkaufen. 17 Stunden gingen für „männliche“ Tätigkeiten wie Gartenarbeit und die Autopflege drauf. Dabei halfen Männer bei rund einem Fünftel der „weiblichen“ Aufgaben, Frauen etwa bei der Hälfte der männlichen Tätigkeiten. Die Paare gaben im Durchschnitt an, fünfmal im Monat Sex zu haben.

Vollzeit-Hausfrauen sind mit häufigerem Sex zufrieden

Dabei zeigte sich eine Auffälligkeit: Paare, bei denen die Frau alle typisch weiblichen Haushaltstätigkeiten erledigte, hatten 60 Prozent häufiger Sex als Paare, bei denen der Mann den kompletten Haushalt erledigte. Dass der Mann bei der klassischen Rollenverteilung dominanter war und den häufigeren Sex der Frau mehr oder weniger aufnötigte, schlossen die Forscher als Erklärung aus. Die Befragung hatte nämlich ebenfalls ergeben, dass die Zufriedenheit mit dem Sex bei den Frauen nicht mit der Häufigkeit abnahm. Ebenso wenig hing sie mit der Aufgabenverteilung im Haushalt zusammen.

Keinen Einfluss auf die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs hatte es, ob einer oder beide Partner berufstätig waren. Auch das Einkommen der Frau spielte keine Rolle. Als Erklärung ausschließen konnten die Forscher auch die Zufriedenheit mit der Ehe, die Religionszugehörigkeit und Geschlechterideologie.

Anfallende Arbeiten nach klassischem Rollenschema aufteilen

Als Erklärung vermuten die Forscher um Kornrich, dass das Erleben des Partners in geschlechtstypischen Rollen das sexuelle Verlangen steigert. Hinweise darauf gibt es aus früheren Studien. Möglich sei allerdings auch, dass Frauen, die den kompletten Haushalt erledigen, aus ihrem Rollenverständnis heraus regelmäßigen Sex als Pflicht einer guten Ehefrau empfinden. Als drittes Erklärungsmodell schlagen die Forscher vor, dass das Eheleben in der klassischen Rollenverteilung eine höhere Zufriedenheit mit sich bringt und daraus häufigerer Sex resultiert.

In jedem Fall raten die Forscher Männern davon ab, sich aus den Haushaltsaufgaben zurückzuziehen. „Männer, die es ablehnen, im Haushalt zu helfen, könnten Ehekonflikte herbeiführen und die Zufriedenheit ihrer Frau mit der Ehe verringern“, warnt Kornrich. Er empfiehlt, die anfallenden Aufgaben gemäß der klassischen Rollenverteilung zu erledigen. „Die Bedeutung des Geschlechts hat mit der Zeit nachgelassen“, sagt Kornrich, „aber es hat noch immer starken Einfluss auf das individuelle Verhalten.“