Das Risiko einer Demenz steigt um ein Viertel, zeigen neue Untersuchungen

Baltimore. Schwerhörigkeit hat bei älteren Menschen Folgen für ihr Gehirn. Der geistige Abbau beschleunigt sich gegenüber gesunden Menschen um bis zu 41 Prozent. Das Risiko einer neu einsetzenden kognitiven Beeinträchtigung erhöht sich um ein Viertel, wie US-Mediziner im Fachjournal "JAMA Internal Medicine" berichten.

Sowohl die Hörfähigkeit als auch die geistige Leistungsfähigkeit lassen bei vielen Menschen im Alter nach. Ob zwischen beiden Entwicklungen ein Zusammenhang besteht, war bislang jedoch strittig. Die Forscher um Frank Lin vom Johns Hopkins Center on Aging and Health in Baltimore (USA) präsentieren nun einen starken Beleg für einen solchen Zusammenhang.

Lins Team untersuchte sechs Jahre lang 1984 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren, die zu Beginn der Studie geistig fit waren und selbstständig lebten. Als Indikator der geistigen Fähigkeiten galten der sogenannte "3MS-Test" und der neuropsychologische "DSS-Test". Der 3MS-Test untersucht Orientierungsfähigkeit, Konzentration, Sprache, Gedächtnis und den praktischen Gebrauch des Verstands. Ein Wert von 80 oder weniger der möglichen 100 Punkte gilt als Grenze zu einer kognitiven Beeinträchtigung. Die Wahrscheinlichkeit einer Demenz liegt in diesem Fall bei 97 Prozent. Der DSS-Test prüft, wie schnell die Testperson mentale Aufgaben motorisch umsetzen kann. Die Teilnehmer müssen anhand einer vorgegebenen Übersetzungstabelle eine Symbolfolge in die korrespondierende Zahlenfolge umschreiben.

Als schwerhörig galten in der Studie jene 1162 Teilnehmer, die Geräusche unterhalb von 25 Dezibel nicht mehr wahrnehmen konnten. Das ist etwas lauter als das Ticken einer Armbanduhr und geringfügig leiser als Flüstern. Bei den schwerhörigen Studienteilnehmern sank das Ergebnis im 3MS-Test um 41 Prozent schneller als bei Teilnehmern ohne Hörprobleme.

Als mögliche Erklärung für den beobachteten Zusammenhang gelten eine geringe Forderung des Gehirns und weniger soziale Teilhabe. Ob diese Hypothesen stimmen, sollen nun weitere Untersuchungen zeigen.