Bakterien setzen aus abgesunkenen Baumstämmen Schwefelwasserstoff frei und ziehen so Arten an

Bremen. Manche Tiefseebewohner wie bestimmte Muscheln oder Röhrenwürmer sind auf eine besondere Form der Energieversorgung angewiesen. Sie tragen in ihrem Inneren Bakterien, die chemische Verbindungen wie Methan und Schwefelwasserstoff als Energiequelle nutzen können. Deshalb besiedeln etliche Tiefseearten heiße und kalte Quellen, aus denen diese chemischen Verbindungen aufsteigen. Forscher des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen konnten jetzt mit Experimenten zeigen, dass Bakterien bei der Holzzersetzung Schwefelwasserstoff freisetzen können - und so kleine Oasen für Tiefseeorganismen entstehen lassen.

Die Wissenschaftler um Christina Bienhold versenkten dazu im östlichen Mittelmeer in der Tiefe von 1700 Metern drei Douglasienstämme. Nach einem Jahr entnahmen sie einige der Holzproben - und waren über den hohen Besiedlungsgrad überrascht. "Am stärksten war das Holz von einer besonderen Bohrmuschelart durchdrungen. Diese Muscheln werden auch Schiffsbohrwürmer genannt. Sie bilden die Vorhut und bereiten das Habitat für die Nachfolger vor", sagt Bienhold. Doch die Forscher fanden unter anderem auch eine von Schwefel als Energiequelle abhängige Muschelart sowie zwei bisher unbekannte Arten von Tiefseewürmern. Das Fazit: Zufällige Holzeinträge in die Tiefsee begünstigen nicht nur die Verbreitung seltener Tiere und dienen diesen dabei als Trittsteine, etwa zwischen zwei Quellen. Sie sind auch Hotspots der Artenvielfalt.