Bonner Forscher bergen und beschreiben einen riesigen Fischsaurier, der 1998 entdeckt worden war

Bonn. Ein internationales Wissenschaftler-Team hat einen riesigen fossilen Meeresräuber in Nevada (USA) geborgen, der wie ein Monster über andere Fischechsen und sonstige Meeresreptilien herfiel. Der Ichthyosaurier Thalattoarchon saurophagis jagte mit seinen scharfen Reißzähnen vor rund 244 Millionen Jahren. Mit 8,6 Meter Länge ist er der wohl größte Meeresräuber seiner Zeit. Prof. Martin Sander, Paläontologe an der Universität Bonn, war 1998 an der Entdeckung beteiligt und leitete später die Analysen des sensationellen Funds. Mit Unterstützung der National Geographic Society konnte die aufwendige Bergung durchgeführt werden. Der Fund des Ichthyosauriers wird nun in der Fachzeitschrift "PNAS" diese Woche online publiziert.

Völlig unerwartet hatten die Forscher im Juli 1998 in den abgelegenen Augusta Mountains direkt neben einem schmalen, von Wildpferden ausgetretenen Pfad ein ungewöhnliches Fossil entdeckt. "Es war sofort klar, dass es sich um einen Ichthyosaurier - also einen Fischsaurier - handeln musste. Auffallend waren aber die ungewöhnlichen, scharfen Reißzähne", sagt Prof. Sander. Erhalten waren der Schädel bis auf die verwitterte Schnauze, Teile der Flossen und die Wirbelsäule bis zur Schwanzspitze. Die Bergung des Fossils war so aufwendig, dass sie erst 2008 durchgeführt werden konnte.

Nun ist der Ichthyosaurier mit dem Namen Thalattoarchon saurophagis - zu Deutsch "saurierfressender Meeresherrscher" - wissenschaftlich beschrieben. Dem Fossil vergleichbar ist nur der Himalayasaurus, der jedoch erst 20 Millionen Jahre später auftrat. Damit ist der Neufund der geologisch älteste Beleg für ein von Landtieren abstammendes Meeresraubtier und der früheste Vertreter dieser Lebensweise.

Das damalige Meeresökosystem ist nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bereits überraschend modern gewesen: Die Nahrungsnetze ähneln ganz erstaunlich den heutigen. Ganz oben in der Nahrungspyramide stand Thalattoarchon saurophagis, der auf die Jagd von Fischfressern spezialisiert war. Prof. Sander: "Seine Funktion wird heute von Killerwalen übernommen wie etwa dem Orca, der die gleiche Größe erreicht."