Vier Mediziner mit insgesamt 540.000 Euro ausgezeichnet. Gold für Prof. Sir Salvador Moncada. Er erforschte auch die Wirkung von Aspirin.

Hamburg. 540.000 Euro für Spitzenleistungen in der Medizin: Die Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung vergibt 2013 ihre Preisgelder an vier Forscher. Der mit 300.000 Euro dotierte Ernst-Jung-Preis für Medizin geht zu gleichen Teilen an Prof. Angelika Amon, 45, vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA, und Prof. Ivan Dikic, 46, von der Goethe-Universität in Frankfurt.

Die Zellbiologin Prof. Amon erhält die Auszeichnung für ihre Forschungen zur Aneuploidie, einer Mutation im Erbgut, bei der in der Zelle von einzelnen Chromosomen zu wenige oder zu viele vorhanden sind. Ein bekanntes Beispiel ist die Trisomie 21, das Downsyndrom, bei dem das Chromosom 21 statt in zweifacher in dreifacher Form in der Zelle vorkommt. Die Forschungen von Prof. Amon konzentrieren sich auf den Bereich der Krebsforschung, da die Aneuploidie auch ein charakteristisches Zeichen von Krebszellen ist. "Wir studieren die Ursachen der Aneuploidie, untersuchen, wie sie sich auf die Physiologie der Zelle auswirkt, und versuchen herauszufinden, wie Aneuploidie zur Krebserkrankung führt", erklärt die Wissenschaftlerin.

Prof. Ivan Dikic wird für seine Arbeiten über das Molekül Ubiquitin geehrt. Dieses Eiweiß kommt in allen Zellen lebender Organismen vor, die einen Zellkern enthalten, und spielt eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Signalen innerhalb der Zelle. Mit seinen Arbeiten sei es ihm gelungen, "nicht nur neue Erkenntnisse über grundlegende zelluläre Mechanismen und die molekulare Ursache zahlreicher Krankheiten zu gewinnen, sondern auch Zielproteine für die Entwicklung neuartiger Medikamente zu identifizieren", schreibt die Jung-Stiftung.

Der Ernst-Jung-Karriere-Förderpreis für Medizinische Forschung in Höhe von 210.000 Euro geht an die Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Anita Kremer, 32, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Erlangen. Mit drei Jahresbeiträgen zu je 70.000 Euro unterstützt die Jung-Stiftung die Forschungen der Ärztin. Kremers Ziel ist es, eine Grundlage für neue zielgerichtete Therapien bei Leukämien zu schaffen.

Dabei konzentrieren sich ihre Forschungen auf eine bestimmte Gruppe von weißen Blutkörperchen, die T-Lymphozyten. Werden sie mit einer Knochenmarkspende dem leukämiekranken Patienten übertragen, können sie die bösartigen Zellen als fremd erkennen und vernichten. Gleichzeitig besteht aber auch immer das Risiko, dass die transplantierten Abwehrzellen gesundes Gewebe des Patienten angreifen, zum Beispiel Haut, Leber und Darm. Anita Kremer arbeitet an einem Forschungsprojekt, in dem es ihr bereits gelungen ist, eine Untergruppe von T-Lymphozyten zu identifizieren, mit der möglicherweise die Krebszellen gezielt zerstört werden können, ohne gesundes Gewebe anzugreifen.

Die Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold für sein Lebenswerk erhält Prof. Sir Salvador Moncada, 68, bis vor Kurzem Leiter des Wolfson Institutes für Biomedizinische Forschung am University College in London. Er hat sich mit seinen Forschungen besonders um die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdient gemacht.

Der Einsatz von Acetylsalicylsäure bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der heute schon zum medizinischen Alltag gehört, geht teilweise auf seine Forschungsarbeiten zurück. Er entdeckte zusammen mit Kollegen bereits in den 70er-Jahren, wie das unter dem Namen Aspirin bekannte Medikament Schmerzen lindert und gegen Entzündungen hilft. Durch seine Forschungsarbeiten über bestimmte Gewebshormone, die Prostaglandine, konnte später die vorbeugende Wirkung von geringen Aspirindosen gegen das Risiko eines Herzinfarktes nachgewiesen werden. Zudem entschlüsselte Moncada, wie Stickstoffmonoxid Blutgefäße erweitern und den Blutdruck senken kann, und schuf damit die Grundlage für den Einsatz von Nitraten in der Behandlung von Herzerkrankungen. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Stipendium in Höhe von 30.000 Euro, das Prof. Moncada an einen Nachwuchswissenschaftler seiner Wahl vergeben darf.

Den zentralen Gedanken der Ernst-Jung-Stftung erläutert Rolf Kirchfeld, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung: "Die Arbeit der Stiftung soll die Humanmedizin auf dem Weg zu einer immer humaneren Medizin begleiten."