Kinder wissen häufig genau, was sie essen wollen. Wenn die Kleinen auf ihren Lieblingsspeisen bestehen, sollten Eltern gelassen bleiben.

Aachen. Nur Nudeln mit Käse, Kartoffeln pur, nichts Rotes: Kleine Kinder wissen häufig ganz genau, was sie essen wollen. Und das ist weder vielseitig noch gesund. Salate, Aufläufe und Gemüse werden mit einem "Bäh, will ich nicht" weggeschoben. Eltern treibt das abwechselnd zu Wutausbrüchen und zur Verzweiflung. Dabei hilft vor allem Gelassenheit. Fast alle Kinder fangen irgendwann an, abwechslungsreicher zu essen - vorausgesetzt sie bekommen verschiedene Speisen angeboten und sehen bei ihren Eltern, dass gesundes Essen schmeckt.

Pro Tag sollten Kinder fünf Portionen Gemüse, Salat und Obst essen, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (dge) in Bonn. Dazu kommen vier Portionen Brot, Getreide und Beilagen. Drei Portionen sollten aus Milch und Milchprodukten bestehen, eine aus Wurst, Fleisch, Fisch oder Ei. Zwei Portionen entfallen auf Fette und Öle, eine Portion auf Süßigkeiten und Snacks wie Chips. Als Orientierung für eine Portion gilt eine Kinderhand.

Die Realität sieht aber häufig anders aus: Da verlangt es Kindern zwei Wochen lang nur nach Nudeln mit Käse. Wenn der Sprössling unbedingt Nudeldiät halten will, sollten Eltern das akzeptieren, rät Isabelle Keller von der dge. "Aber machen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie etwas anderes essen werden." Die Chance sei hoch, dass der Nachwuchs nach zwei Wochen Nudeln Lust auf etwas Neues hat und bei den Eltern probiert. "Oder Sie überlegen gemeinsam mit dem Kind, wie das Essen etwas bunter gemacht werden kann. Zum Beispiel mit ein paar Erbsen."

Wollen Eltern sich Frust ersparen, sollten sie ihre Kinder möglichst frühzeitig in die Essensplanung und -vorbereitung einbinden. "Lassen Sie die Kinder beim Einkaufen mitbestimmen, was sie essen möchten", rät Keller. Beim Kochen können sie helfen, Gemüse klein zu schneiden oder eine Soße umzurühren. "Kinder, die mithelfen dürfen, nörgeln weniger am Essen herum", sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik in Aachen.

Kinder müssen Speisen probieren, um neue Geschmacksrichtungen kennenzulernen. Doch oft verweigern sie diesen Test. Manche schieben Blumenkohl, Fisch, Linsen und Co. Woche für Woche vom Teller. Das nervt. "Bleiben Sie gelassen", rät Prof. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. "Kinder sollen Lebensmittel in einer angenehmen Situation probieren und nicht unter Zwang." Denn Letzterer führt dazu, dass sie neue Lebensmittel eher ablehnen.

Mit ein paar Tricks können Eltern Kinder für Unbekanntes begeistern: Formen sie kleine Frikadellen, sehen diese aus wie Bälle und werden dadurch interessant. Oder die Eltern stecken bunte Fähnchen in die Frikadellen. Unbekannte Gemüsesorten können mit dem Lieblingsgemüse gemischt werden, rät Keller.

Probiert das Kind eine neue Speise aus, heißt das noch lange nicht, dass sie ihm schmeckt. "Manche Sachen muss man viele Male probieren, bis man sie mag", sagt Morlo und rät Eltern, sich nicht entmutigen zu lassen. Doch die sind häufig frustriert, wenn ihr Kind wieder drei Viertel der Mahlzeit auf dem Tisch stehen lässt.

"Kochen Sie nicht extra für das Kind", rät Morlo. Denn wenn es dann diese Speisen ablehnt, sei der Frust doppelt groß. Stattdessen sollten Kinder die normalen Gerichte der Eltern mitessen. Isabelle Keller rät, nur eine Speise auf den Tisch zu stellen, die aus mehreren Komponenten - zum Beispiel verschiedenen Gemüsesorten, Reis und Soße besteht. "Das Kind darf dann entscheiden, was es davon essen will." Nimmt es sich nur Reis, müssen Eltern damit leben. Und lehnt es die Mahlzeit völlig ab, ist das auch in Ordnung.

Statt sofort ein Brot zu schmieren oder ein Ersatzessen zu kochen, sollten sich Eltern zurücklehnen. "Sie müssen aushalten, dass es nichts isst", sagt Prof. Kersting. Die nächste Mahlzeit sollte erst zur gewohnten Zeit auf den Tisch kommen - ohne Extrawurst für das Kind. Denn ist der Hunger groß genug, wird der Nachwuchs schon essen, was auf den Tisch kommt.

Auch wenn ein Kind regelmäßig probiert, wird es bestimmte Speisen nicht mögen. Das ist normal und sollte von den Eltern akzeptiert werden. Es lohnt sich allerdings, nach den Gründen zu fragen, sagt Morlo. "Manche Kinder lehnen nicht den eigentlichen Salat ab. Ihnen schmeckt nur das Dressing nicht." Oder sie essen keine gekochten Möhren, weil sie ihnen zu wässrig sind. Dann sind rohe Möhren und ein anderes Dressing oder Salat pur eine geeignete Lösung.

Lehnen Kinder gekochtes Gemüse gänzlich ab, kann es klein gehackt oder püriert in Soßen versteckt werden. Trinken Kinder keine Milch, können ihre Eltern Soßen mit Milch zubereiten. Fisch pur finden viele Kinder blöd, im Auflauf essen sie ihn aber mit.

Am wichtigsten ist es letztlich, dass sich Eltern selbst abwechslungsreich und gesund ernähren und so eine Vorbildfunktion übernehmen. Denn Kinder lernen durch Nachahmung. "Es wird schwierig, wenn sich die Mutter gesund ernährt, der Vater aber einseitig", sagt Morlo. Dann passiere es häufig, dass sich die Kinder, vor allem die Jungs, das ungesunde Essverhalten abgucken. "Beide Elternteile müssen mit gutem Beispiel vorangehen."