Computer vergleicht Daten von 66 Antennenschüsseln, die einen großen Empfänger bilden

Chajnantor. In der Atacamawüste im Norden Chiles haben Astronomen und Ingenieure aus den USA und Europa einen der schnellsten Spezialrechner der Welt errichtet und getestet. Damit sei einer der letzten Meilensteile auf dem Weg zur Fertigstellung des neuen Superteleskops Atacama Large Millimeter Array (ALMA) erreicht, teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) in Garching mit, die an dem Instrument beteiligt ist. ALMA besteht aus 66 Antennenschüsseln, die Licht von einigen der ältesten und am weitesten entfernten Galaxien im Universum auffangen sollen. Das neue Observatorium soll im März 2013 eingeweiht werden.

Der Spezialgroßrechner der Anlage besteht aus mehr als 134 Millionen Prozessoren; er kann pro Sekunde bis zu 17 Billiarden Rechenoperationen (Petaflops) auszuführen. Damit erreicht er fast die Höchstgeschwindigkeit des weltweit schnellsten Supercomputers Titan des Herstellers Cray, der mit 17,59 Petaflops rechnen kann. Die Prozessoren des Spezialrechners kombinieren und vergleichen kontinuierlich die schwachen Signale aus dem Kosmos, die von den Antennen der Anlage aufgefangen werden. Dadurch wird es möglich, die verschiedenen Schüsseln wie ein einziges großes Teleskop zusammenarbeiten zu lassen.

Eine besondere Herausforderung für die Konstrukteure des Spezialrechners war der außergewöhnliche Standort: Im technischen Betriebsgebäude des ALMA-Observatoriums 5000 Meter über dem Meeresspiegel ist die Luft so dünn, dass ein besonders starker Luftstrom nötig ist, um die Anlage zu kühlen. Außerdem mussten spezielle Festplatten eingebaut werden, deren Schreibköpfe ohne jene Luftpolster auskommen, die in herkömmlichen Festplatten verhindern, dass die Drehscheiben zerkratzen. Schließlich musste der Rechner so konstruiert werden, dass er die Vibrationen aushält, die mit Erdbeben in der Region einhergehen.

Astronomen konnten zwar bereits 2011 mit einem Teil der Antennen Beobachtungen machen, doch erst mit der Fertigstellung des Spezialrechners ließen sich alle 66 Antennen der Anlage nutzen, teilte die ESO mit.