Bari. Ein kräftiges Ausatmen könnte zukünftig ausreichen, um einen Verdacht auf Darmkrebs zu erhärten. Denn bei Menschen, die an diesem Krebs erkrankt sind, verändert sich die Zusammensetzung gasförmiger Substanzen in ihrer Atemluft. Italienische Forscher von der Universität Aldo Moro in Bar haben diese Anzeiger für Darmkrebs erstmals identifiziert und getestet, wie treffsicher eine Diagnose auf Basis der Atemluft ist. In Blindtests habe man eine Genauigkeit von 76 Prozent erreicht - ein relativ hoher Wert, berichten sie im Fachmagazin "British Journal of Surgery".

Zwar seien noch weitere Tests nötig, um die Eignung dieses Atemtests für die Praxis zu prüfen. Die ersten Ergebnisse deuteten aber darauf hin, dass sich diese Methode künftig als Diagnosehilfe bei Darmkrebs eignen könnte.

In ihrer Studie analysierten die Forscher den Atem von Gesunden und Darmkrebspatienten. Im Atem beider Gruppen identifizierten sie 58 flüchtige Verbindungen. "Diese Verbindungen werden in verschiedenen Körpergeweben produziert, erreichen über das Blut die Lungenbläschen und werden dann mit ausgeatmet", erklären die Forscher. Da in Tumorgeweben andere Stoffwechselprozesse ablaufen als in gesunden, sind auch die von ihnen produzierten Molekülmischungen anders zusammengesetzt. Analysen ergaben, dass 15 der 58 flüchtigen Substanzen in der Atemluft der Krebspatienten in deutlich höheren Konzentrationen auftraten als bei Gesunden.

Darmkrebs ist die zweithäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle in Europa. Ein effektives Werkzeug, um die Erkrankung eindeutig und ohne großen Aufwand festzustellen, fehle bisher, so die Forscher. Die Diagnose per Darmspiegelung sei zwar relativ genau, aber aufwendig. Stuhlproben zur Früherkennung haben nur eine Treffsicherheit von 20 bis 40 Prozent; höhere Genauigkeit haben sie nur, wenn sie regelmäßig wiederholt werden.