Reno. Unter dem meterdicken Eis des Vida-Sees in der Antarktis haben US-Forscher vom Desert Research Institute in Reno eine uralte Gemeinschaft aktiver Mikroorganismen entdeckt. Die Bakterien sind seit mehr als 2800 Jahren von der Außenwelt abgeschnitten und hatten in dieser Zeit vermutlich weder zu Sonnenlicht noch zu Sauerstoff Zugang. Auch sonst sind die Lebensbedingungen extrem: Das Wasser, in dem die Mikroben leben, ist sehr salzig, und die Temperaturen dort liegen ganzjährig niedriger als minus zwölf Grad Celsius. Trotzdem scheint die Gemeinschaft nicht am Rande des Kollapses zu stehen. Sie gewinnt die fürs Überleben nötige Energie vermutlich aus Wasserstoff, der sich bei chemischen Reaktionen der Salzsole mit dem umliegenden Gestein bildet, berichten die Forscher im Fachblatt "PNAS".

Der Lake Vida im Osten der Antarktis ist von einer rund 20 Meter dicken Eisschicht bedeckt und befindet sich auf mehreren Hundert Meter starkem Permafrostboden. Die Forscher führten 2005 und 2010 Bohrungen in dem Eis durch. Eine Analyse des Wassers in dem Bohrloch ergab: Es enthielt kugel- und stäbchenförmige Mikroorganismen, die nicht selten in zusammenhängenden Paaren auftraten - ein Hinweis auf eine kürzlich erfolgte Teilung. Zudem fanden die Forscher Anzeichen für einen aktiven Stoffwechsel und eine Eiweißproduktion in den Zellen.

Insgesamt gab es mindestens 32 Bakterienvarianten, die acht unterschiedlichen Stämmen zugeordnet werden konnten. In allen Stämmen seien zuvor schon Vertreter bekannt gewesen, die mit extremen Bedingungen zurechtkommen, sagen die Forscher. Daher liege es nahe, dass auch die jetzt entdeckten Mikroben Stoffwechselwege entwickelt haben, um aus kargen Ressourcen Energie zu gewinnen.

Die Forscher halten die extreme Kommune auch deswegen für so interessant, weil sie in einem Lebensraum gedeiht, wie er auch auf anderen Himmelskörpern zu finden ist - dem Jupitermond Europa beispielsweise oder dem Saturnmond Enceladus.