Erhöhter Cortisolspiegel verändert die Verknüpfung von bestimmten Hirnarealen
Madison. Leiden Mädchen in ihrer frühesten Kindheit unter Stress, sind sie im späteren Leben anfälliger für Depressionen und Ängste. Das haben US-Forscher in einer Studie herausgefunden. Danach führt Stress im ersten Lebensjahr - etwa durch überforderte Mütter - dazu, dass die Kinder langfristig mehr Stresshormon Cortisol im Körper haben. Im Gehirn verändere sich dadurch die Verknüpfung zwischen zwei Hirnarealen, die für Gefühle und die Gefühlskontrolle zuständig seien, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature Neuroscience". Als junge Erwachsene litten Frauen mit solchen Veränderungen häufiger unter Depressionen oder Ängsten als Gleichaltrige.
"Bei Frauen hinterlässt früher Stress und der dadurch erhöhte Cortisolspiegel einen klaren Abdruck im Gehirn", konstatieren die Forscher von der University of Wisconsin-Madison. Warum dieser Effekt nur bei Frauen so deutlich auftrete, sei noch unklar. Es könne aber sein, dass der Stoffwechsel von Mädchen sensibler auf frühkindlichen Stress reagiere. Möglicherweise wirke sich dieser bei ihnen auch stärker auf die Aktivität bestimmter Gene aus.
Für ihre Studie hatten die Forscher 57 heute 18-Jährige untersucht, die seit ihrer Geburt an der Studie teilgenommen hatten. Für alle Teilnehmer waren im ersten Lebensjahr psychologische Daten erhoben worden. Daraus ging auch hervor, ob die Mütter mit der Sorge um die Kinder überfordert waren und ob es Beziehungsprobleme bei den Eltern gab. Säuglinge bekommen solche Probleme und Konflikte unbewusst mit und reagieren darauf mit Stress.
Mit viereinhalb Jahren wurden alle Kinder erneut untersucht. "Bei den Mädchen hatten diejenigen mit mehr Stress im ersten Lebensjahr auch als Viereinhalbjährige noch höhere Cortisolspiegel", berichten die Forscher. Bei den 18-jährigen Mädchen testeten die Forscher mittels Fragebogen die psychische Verfassung und unterzogen sie einem Hirnscan. Das Ergebnis: Bei Frauen, die als Kind einen erhöhten Cortisolspiegel hatten, waren beide Gefühlsschaltkreise weniger stark verknüpft als bei Frauen mit geringeren Cortisolwerten. Gleichzeitig gaben diese Frauen vermehrt an, unter Depressionen oder Ängsten zu leiden. Bei den männlichen Teilnehmern sei dieser Zusammenhang nicht zu finden.
(dapd)