Hamburger Forscher untersuchen, auf welche Weise Medien und andere Faktoren die eigene Einstellung zum Thema bestimmen

Hamburg. Während sich Osnabrück im Jahr 2100 als pulsierende Hafenstadt zeigt, ist Schleswig-Holstein längst vom Meer verschluckt. Dieser Trickfilm des NDR war eigentlich satirisch gemeint, hat jedoch einige Zuschauer verunsichert. Könnte dieses Katastrophenszenario vielleicht doch Realität werden? Unsere Medien sind derzeit voll von Berichten zum Klimawandel; viele sind sachlich, manche überspitzt. Aber was kommt eigentlich beim Leser oder Hörer an? Und wie beeinflusst dies sein Verhalten?

Wenn der Klimawandel in Zukunft politische und wirtschaftliche Maßnahmen erfordert, müssen diese von den Bürgern akzeptiert und mitgetragen werden. Am KlimaCampus untersuchen wir deshalb, welche Faktoren die eigene Einstellung zum Thema Klimawandel bestimmen und welche Rolle die Medien dabei spielen. Hören die Menschen zum Beispiel eher darauf, was die Zeitung schreibt - oder auf das, was Familie und Freunde denken? Ist es wichtig, wie umweltbewusst jemand erzogen wurde oder ob er an der sturmflutgefährdeten Küste wohnt?

Um dies herauszufinden, führten wir eine repräsentative Befragung von 1500 Menschen durch. Wir ermittelten, wie häufig sie welche Medien nutzten. Zum ersten Mal wurden auch "Wissensfragen" zum Klimawandel gestellt. Die Probanden sollten dabei nicht nur selbst einschätzen, wie gut sie Bescheid wissen - dies wurde auch überprüft.

Ergebnis: Wer häufig Medien nutzt, ist schlauer in Sachen Klimawandel. Interessanterweise beeinflusst dies aber nicht die eigene Einstellung. Das bedeutet zum Beispiel: Auch wenn die Risiken gut bekannt sind, ändert sich allein deshalb die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder zu handeln, noch nicht.

Stattdessen sind zwei weitere Säulen für die Meinungsbildung von großer Bedeutung: der "soziale Rahmen" und der "individuelle Rahmen". Wie wichtig das Thema im Bekanntenkreis ist und was der "Mainstream" denkt, beeinflusst das eigene Gewissen stärker als die neuesten Nachrichten. Den größten Einfluss hat allerdings, wie umweltbewusst man prinzipiell denkt und handelt - und wie stark das eigene Leben vom Klimawandel betroffen ist. Faktoren wie Alter, Bildung und Einkommen wirken sich dagegen kaum auf das Meinungsbild aus.

Fakten überzeugen also nur dann, wenn sie emotional verknüpft werden. Die deutsche Berichterstattung zum Thema ist dagegen eher sachlich. Und das ist gut so, denn Gruppengespräche mit Testpersonen zeigen, dass Mediennutzer ein bestimmtes Maß an Hintergrundwissen brauchen. Nur so können sie Beiträge wie die anfangs beschriebene Satire richtig deuten.

In einem Folgeprojekt wollen wir jetzt herausfinden, auf welchem Weg Informationen zur Meinungsbildung beitragen können. Vermutlich ist wichtig, wie ein Medienbeitrag "verarbeitet" wird. Wer mit Freunden anschließend darüber debattiert, wird womöglich stärker emotional berührt. Gleichzeitig können Berichte mit konkret lokalem Bezug wie: "Klimawandel auch in meinem Garten?" direkt die eigene Person und damit die Emotionen ansprechen.